Archäologen haben in den spanischen Pyrenäen eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: einen 4.000 Jahre alten menschlichen Rippenknochen, in dem eine Feuersteinpfeilspitze steckt. Der Fund auf der Ausgrabungsstätte Roc de les Orenetes gibt seltene Einblicke in die zwischenmenschliche Gewalt während der frühen Bronzezeit. Die Rippe, die unter der Leitung von Dr. Carlos Tornero von der Autonomen Universität Barcelona geborgen wurde, weist Heilungsspuren auf, was darauf hindeutet, dass das Individuum den Angriff überlebte.
Die Funde aus Roc de les Orenetes, einer Nekropole, die zwischen 4.100 und 4.500 Jahre alt ist, umfassen über tausend menschliche Knochen. Bioarchäologe Miguel Ángel Moreno identifizierte in einer Studie aus dem Jahr 2024 Hinweise auf zwischenmenschliche Gewalt bei mindestens sechs der 51 in der Höhle bestatteten Personen. Diese Erkenntnisse ergänzen die Vorstellung einer oft von Konflikten geprägten Bronzezeit, wie sie auch durch Funde wie ein antiker Pfeil mit Quarzitspitze in Norwegen belegt wird.
Weitere Analysen, darunter Mikrotomographie mittels Röntgenstrahlen und DNA-Tests, werden an der neu entdeckten Rippenverletzung durchgeführt, um das Verständnis der Geschichte und Gesundheit der antiken Gemeinschaft zu vertiefen. Roc de les Orenetes ist eine von wenigen europäischen Hochgebirgsnekropolen mit einer so großen und gut erhaltenen Sammlung menschlicher Überreste und bietet damit eine außergewöhnliche Informationsquelle über das tägliche Leben, den Tod und die sozialen Interaktionen der damaligen Gemeinschaften.
Die Entdeckung wirft ein Licht auf die Herausforderungen und die Widerstandsfähigkeit der Menschen in dieser prähistorischen Zeit. Sie unterstreicht, dass Konflikte und Gewalt zwar Teil des menschlichen Daseins waren, aber auch die Fähigkeit zum Überleben und zur Heilung vorhanden war. Die fortlaufende Forschung an diesen Überresten verspricht, tiefere Einblicke in die komplexen sozialen Dynamiken und die Lebensbedingungen der frühen Bronzezeit zu gewähren.