Antarktis-Eiskern enthüllt 1,2 Millionen Jahre Klimageschichte: Historischer Durchbruch für die Forschung
Bearbeitet von: gaya ❤️ one
Ein internationales Wissenschaftlerkonsortium unter dem Dach des Projekts „Beyond EPICA“ hat in der Antarktis einen Eiskern von historischer Tragweite erschlossen. Die Bohrung am Standort Little Dome C (LDC) in Ostantarktis reichte bis auf rund 2,8 Kilometer Tiefe und stieß dabei auf das anstehende Grundgestein. Die gewonnenen Proben enthalten eine ununterbrochene Klimaaufzeichnung von bis zu 1,2 Millionen Jahren, womit der bisherige Altersrekord von 800.000 Jahren, datiert auf den EPICA-Bohrkern von 2004, übertroffen wird.
Die Ergebnisse dieser tiefgreifenden Sondierung, die über mehrere antarktische Sommersaisons unter extremen Bedingungen wie Temperaturen um -35°C und starkem Wind durchgeführt wurde, wurden im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht. Die Koordination des Projekts oblag Carlo Barbante vom Institut für Polarwissenschaften des Nationalen Forschungsrats von Italien (Cnr-Isp). Die in den eingeschlossenen Luftbläschen konservierten Atmosphäreninformationen ermöglichen eine detaillierte Rekonstruktion vergangener Konzentrationen von Treibhausgasen, Staub und Temperaturen.
Ein Hauptaugenmerk der Analyse liegt auf der Periode zwischen 1,2 Millionen und 900.000 Jahren vor heute, bekannt als die Mid-Pleistocene Transition (MPT). In dieser Ära vollzog sich eine tiefgreifende Umstellung im Rhythmus der Eiszeiten: Der Zyklus verlagerte sich von einem etwa 41.000-jährigen Intervall hin zu dominierenden, intensiveren Intervallen von rund 100.000 Jahren. Die Forscher, zu denen auch Hubertus Fischer von der Universität Bern zählt, untersuchen diese Verschiebung als Beleg für eine signifikante Verstärkung interner Rückkopplungsmechanismen des Erdsystems, wobei der Kohlenstoffkreislauf und die Dynamik der Eisschilde in der nördlichen Hemisphäre als zentrale Akteure gelten.
Die hochauflösende Aufzeichnung, bei der bis zu 13.000 Jahre in einem Meter Eis komprimiert sind, wird nun über mehrere Jahre in Europa weiter untersucht. Die gewonnenen Einsichten sind essenziell, um die Resilienz und potenzielle Kipppunkte des Planeten in einer sich wandelnden Umwelt besser einschätzen zu können. Die Forschungsteams signalisieren zudem die Absicht, die Suche nach noch älterem Eis fortzusetzen, um die zeitlichen Grenzen der Klimadokumentation weiter auszudehnen.
Quellen
Рамблер
Proceedings of the National Academy of Sciences
ScienceDaily
Nature
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