Antarktis: Eisbohrkern enthüllt 1,2 Millionen Jahre Erdgeschichte

Bearbeitet von: Tasha S Samsonova

Ein internationales Wissenschaftlerteam hat in der Antarktis einen Eisbohrkern von außergewöhnlicher Bedeutung geborgen. Nach vier Jahren intensiver Arbeit und dem Bohren bis zu einer Tiefe von 2,8 Kilometern erreichten die Forscher den Felsuntergrund und gewannen Eis, das auf ein Alter von mindestens 1,2 Millionen Jahren datiert wird. Diese Entdeckung am abgelegenen Standort Little Dome C, nahe der Forschungsstation Concordia, eröffnet ein beispielloses Fenster in die Entwicklung der Erdatmosphäre und des Klimas über einen immens langen Zeitraum.

Das Projekt „Beyond EPICA – Oldest Ice“, koordiniert vom Institut für Polarforschung des italienischen Nationalen Forschungsrats (CNR), hat mit dieser Bohrung einen historischen Meilenstein gesetzt. Zuvor lag die älteste Eiskernaufzeichnung bei 800.000 Jahren. Die nun gewonnenen Proben enthalten eingeschlossene Luftblasen, die als Zeitkapseln fungieren und Einblicke in die atmosphärische Zusammensetzung während des sogenannten Mittelpleistozänen Übergangs (Mid-Pleistocene Transition) geben. Diese Periode, die etwa zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Jahren zurückliegt, markiert eine entscheidende Phase im Klimawandel der Erdgeschichte, in der sich die Zyklen von Eiszeiten von einem 41.000-Jahres-Rhythmus auf einen 100.000-Jahres-Rhythmus veränderten.

Die Analyse des Eisbohrkerns, der Gase wie Kohlendioxid und Methan sowie Spuren von Staub, vulkanischer Asche und Mikroorganismen enthält, wird es Wissenschaftlern ermöglichen, detaillierte Rekonstruktionen von Wind-, Temperatur- und Ozeanbedingungen vor über einer Million Jahren zu erstellen. Forscher des British Antarctic Survey und elf weiterer Institutionen aus zehn Ländern werden diese Proben mittels einer neuartigen Methode analysieren: Sie werden das Eis langsam schmelzen, um die chemische Zusammensetzung jeder Schicht in Echtzeit zu messen.

Ziel ist es, eine beispiellose Klimachronologie zu erstellen, die entscheidend zum Verständnis der Ursachen für die Verschiebung der Eiszeitzyklen beiträgt. Diese Forschung ist von besonderer Relevanz für das Verständnis heutiger Klimaveränderungen. Die Analyse des Eisbohrkerns soll auch Aufschluss darüber geben, welche Faktoren das Klima beeinflussen, insbesondere da in der Zeit vor über einer Million Jahren ähnliche Treibhausgaskonzentrationen wie heute herrschten, das Klima jedoch anders reagierte. Die gewonnenen Daten werden zudem genutzt, um aktuelle Klimamodelle zu validieren und präzisere Vorhersagen für die Zukunft zu ermöglichen. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt bieten wertvolle Werkzeuge, um sowohl die natürliche Klimavariabilität als auch die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten besser einschätzen zu können und somit effektivere Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel zu entwickeln.

Quellen

  • okdiario.com

  • Historic drilling project finds ice over 1.2 million years old - British Antarctic Survey

  • Momentous ice core drilling campaign retrieves 1.2 million-year-old ice | Department of Earth Sciences

  • Australia's search for Antarctica's oldest ice – Australian Antarctic Program

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