Eine bahnbrechende Entdeckung in Marokko hat das Verständnis der frühen Dinosaurier-Evolution revolutioniert. Paläontologen gaben im August 2025 die Enthüllung von *Spicomellus afer* bekannt, dem ältesten bekannten Ankylosaurier der Welt. Diese beeindruckende Kreatur lebte im mittleren Jura, vor etwa 165 Millionen Jahren, und ihre Überreste wurden in den Ablagerungen des Mittleren Atlasgebirges nahe Boulemane gefunden.
Die Funde, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurden, stammen von einem internationalen Team unter der Leitung von Professor Susannah Maidment vom Natural History Museum in London und der University of Birmingham sowie Professor Richard Butler von der University of Birmingham. *Spicomellus afer* war ein imposantes Tier von etwa vier Metern Länge und einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen. Was ihn jedoch von allen anderen bekannten Dinosauriern unterscheidet, ist seine außergewöhnliche Panzerung. Die Fossilien zeigen, dass dieser Dinosaurier eine einzigartige Körperbedeckung aus Knochenplatten und langen Stacheln besaß, die direkt mit seinem Skelett verschmolzen waren. Dies ist eine Eigenschaft, die bei keinem anderen bekannten Wirbeltier, weder lebend noch ausgestorben, beobachtet wurde.
Besonders bemerkenswert ist der knöcherne Kragen um den Hals von *Spicomellus*, der mit Platten und zwei Paar langer Stacheln verziert war. Der längste dieser Nackenstacheln erreichte beeindruckende 87 Zentimeter. Darüber hinaus wies der Dinosaurier Stacheln auf seinen Rippen auf, die aus dem Körper herausragten, sowie große, nach oben gerichtete Stacheln über den Hüften. Wissenschaftler vermuten, dass diese extravagante Rüstung nicht nur dem Schutz diente, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl und territorialen Auseinandersetzungen spielte. Die meterlangen Nackenstacheln werden von Forschern als eher unpraktisch für die Verteidigung angesehen und deuten auf eine Funktion im Balzverhalten hin.
Die Entdeckung von *Spicomellus afer* stellt bisherige Annahmen über die Entwicklung von Ankylosauriern in Frage. Früher wurde angenommen, dass frühe Ankylosaurier einfachere Körperstrukturen aufwiesen. Die hochentwickelte und extravagante Panzerung von *Spicomellus* deutet jedoch darauf hin, dass die komplexesten Verteidigungsmechanismen bereits sehr früh in der Evolutionsgeschichte dieser Gruppe entstanden sind. Dies ist bemerkenswert, da *Spicomellus* bekanntermaßen älter ist als spätere, bekanntere gepanzerte Arten wie der Ankylosaurus. Zusätzlich zu seiner einzigartigen Panzerung deuten verschmolzene Schwanzwirbel darauf hin, dass *Spicomellus afer* eine Schwanzwaffe besaß, wie beispielsweise eine Keule oder Stacheln. Dies würde bedeuten, dass Schwanzwaffen bei Ankylosauriern etwa 30 Millionen Jahre früher auftraten, als bisher angenommen.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung von Funden aus Marokko für das Verständnis der Dinosaurier-Evolution. Professor Driss Ouarhache von der Université Sidi Mohamed Ben Abdellah in Fes, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, betonte die Wichtigkeit dieser Entdeckungen für die marokkanische Wissenschaft und das Potenzial der Region für weitere paläontologische Forschungen. Die Funde von *Spicomellus afer* erweitern unser Wissen über die Vielfalt und die evolutionären Anpassungen der frühen Dinosaurier erheblich und zeigen, dass die Natur stets Überraschungen bereithält, die unser Verständnis der Vergangenheit neu gestalten.