Entdeckung eines urzeitlichen Meeres in Huila, Kolumbien: Ein Fenster in die Ordovizische Vergangenheit

Bearbeitet von: Tetiana Martynovska 17

Eine geologische Expedition in der Schlucht La Cascabel im kolumbianischen Departement Huila hat eine bemerkenswerte Entdeckung zutage gefördert: Vor rund 470 Millionen Jahren, während des Ordoviz-Zeitalters, war diese Region von einem flachen, von Gezeiten geprägten Meer bedeckt. Die von dem Geologen Carlos Ernesto Rodríguez von der Nationalen Universität Kolumbiens geleitete Expedition eröffnete ein neues Kapitel im Verständnis der geologischen Geschichte Kolumbiens und seiner Verbindung zum Superkontinent Gondwana.

Die Gesteine, die der Venado-Formation zugeordnet werden, stammen aus dem Ordoviz (vor 485 bis 444 Millionen Jahren), einer Periode, die durch warme, flache Meere und eine reiche marine Biodiversität gekennzeichnet war. In dieser Ära bevölkerten Trilobiten und Brachiopoden, schalenbewehrte Organismen, die Meeresböden. Rodríguez' akribische Feldarbeit, bei der 41 Gesteinsproben gesammelt und analysiert wurden, bestätigte, dass die Sedimentation von Gezeitenprozessen dominiert wurde, welche die heute sichtbaren, übereinandergeschichteten Gesteinsschichten formten. Der Schlüssel zur präzisen Datierung dieser Ablagerungen lag in der Entdeckung von Mikrofossilien, insbesondere von Acritarchen wie Adorfia hoffmanensis und Coryphidium bohemicum. Diese winzigen, organischen Mikrofossilien, die als Zysten von planktonischen Algen interpretiert werden, ermöglichten es den Forschern, das Alter der Venado-Formation auf die späten Floian-Dapingian-Stufen zu datieren und damit eine langjährige Debatte über die Chronologie dieser geologischen Einheit zu lösen.

Die Analyse ergab zudem, dass die Gesteine Temperaturen von bis zu 200°C ausgesetzt waren. Diese Bedingungen führten zwar zu mineralogischen Veränderungen, bewahrten jedoch die sedimentären Merkmale, was es den Wissenschaftlern ermöglichte, die Venado-Formation von anderen, zuvor fehlklassifizierten Gesteinseinheiten in Kolumbien zu unterscheiden. Die Sedimente der Venado-Formation wurden somit durch die Kräfte der Gezeiten geformt, und die thermische Beanspruchung der Gesteine trug paradoxerweise zur Erhaltung ihrer charakteristischen Merkmale bei, was ihre eindeutige Identifizierung ermöglichte.

Obwohl die Venado-Formation keinen unmittelbaren wirtschaftlichen Wert besitzt, ist ihre wissenschaftliche Bedeutung immens. Sie erweitert das globale Verständnis des Paläozoikums und schließt eine Lücke in der geologischen Kartierung Kolumbiens, indem sie die Region mit den urzeitlichen tektonischen Dynamiken des Superkontinents Gondwana verbindet. Diese Entdeckung bot einen faszinierenden Einblick in ein Huila, das sich grundlegend von den heutigen Kaffeeplantagen unterschied – ein Huila, das von flachen Meeren mit einer Fülle primitiven Meereslebens geprägt war.

Die Forschung wurde durch die institutionelle Unterstützung der Nationalen Universität und die Zusammenarbeit der lokalen Gemeinschaft ermöglicht. Rodríguez hob die Anleitung der Professoren Carlos Sánchez, Gustavo Sarmiento und Damián Cárdenas hervor, deren Expertise für die durchgeführten Analysen entscheidend war. Die Venado-Formation steht somit als Zeugnis für das ordovizische Meer Huilas und verknüpft Kolumbien mit der Geschichte des Superkontinents Gondwana. Die Untersuchung dieser Sedimente hilft zu entschlüsseln, wie sich die heutigen Kontinente und Ozeane geformt haben, und eröffnet Wege für zukünftige Studien in anderen Regionen Kolumbiens.

Quellen

  • Diario del Huila

  • Sistema INRAI

  • Infobae

  • Wikipedia

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