Wissenschaftler haben ein seit über zwei Jahrzehnten bestehendes Rätsel um ein mysteriöses Leuchten in antarktischen Gewässern gelöst. Jüngste Forschungen bestätigen, dass mikroskopisch kleine Organismen, insbesondere Diatomeen und Kokkolithophoriden, für dieses Phänomen verantwortlich sind. Satellitenbilder hatten zuvor bereits ungewöhnlich helle Regionen aufgedeckt, die man primär dem weiter nördlich gelegenen „Great Calcite Belt“ zuordnete.
Eine Expedition mit dem Forschungsschiff R/V Roger Revelle führte Wissenschaftler bis zum 60. Breitengrad südlich. Dort wurden detaillierte Messungen der Wasserfarbe, Reflektivität und der biologischen Gemeinschaften durchgeführt. Die Untersuchungen ergaben, dass insbesondere winzige Diatomeen mit ihren gläsernen Silikatschalen maßgeblich zu diesem Leuchten beitragen. Die Expedition bestätigte auch die Präsenz von Kokkolithophoriden in diesen kälteren südlichen Gewässern, was darauf hindeutet, dass sie als „Saatpopulationen“ fungieren und wichtige Funktionen in den Nährstoffkreisläufen des Südpolarmeeres übernehmen könnten.
Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung, da die Antarktis eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf spielt und zunehmend von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. Die Antarktis erwärmt sich, wobei die Temperaturen in Westantarktika und auf der Antarktischen Halbinsel in den letzten 50 Jahren um 2,6°C gestiegen sind. Dies beeinflusst die einzigartigen Lebensgemeinschaften an Land und im Südpolarmeer. Die verstärkten Westwinde seit den 1980er Jahren verschieben den antarktischen Zirkumpolarstrom weiter nach Süden und erhöhen die Niederschlagswerte.
Die Eisschmelze in der Antarktis trug zwischen 2012 und 2016 jährlich etwa 1,2 mm zum globalen Meeresspiegelanstieg bei, wobei allein in Westantarktika Eisverluste von bis zu 200 Gigatonnen pro Jahr verzeichnet wurden. Die steigenden Luft- und Wassertemperaturen führen zu grundlegenden Veränderungen in den Polarregionen. Das Südpolarmeer nimmt einen erheblichen Teil der zusätzlichen Wärme auf, was die Tiefenwasserbildung und den Auftrieb stört. Während sich die Meereisbedeckung im 20. Jahrhundert leicht erhöht hat, ist seit etwa 2015 ein schneller Rückgang zu beobachten.
Die Forschung auf der R/V Roger Revelle, die 1996 in Dienst gestellt und 2020 umfassend modernisiert wurde, liefert entscheidende Einblicke in die komplexen Wechselwirkungen des antarktischen Ökosystems. Diese Erkenntnisse sind essenziell, um die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des antarktischen Lebens angesichts des fortschreitenden Klimawandels zu verstehen und zu fördern.