Der genetische Code des Katzenschnurrens: Von der Selbstheilung zur menschlichen Entspannung
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Das faszinierende Phänomen des Katzenschnurrens beschäftigt die Menschheit seit Langem und wurde oft romantisiert. Eine aktuelle, tiefgehende Untersuchung japanischer Wissenschaftler der Universität Kyoto, unter der Leitung des Biologen Yume Okamoto, beleuchtet nun die physiologischen Mechanismen dahinter und entmystifiziert den Vorgang. Die Forschungsgruppe identifizierte das Schnurren nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern als ein hochentwickeltes, körpereigenes Werkzeug zur Selbstheilung und Regeneration. An der breit angelegten Studie nahmen exakt 280 kastrierte Hauskatzen teil. Die detaillierte Auswertung der Daten zeigte eine unmittelbare und signifikante Verbindung zwischen der spezifischen Frequenz des Schnurrens und dem Vorhandensein bestimmter genetischer Marker, was auf eine evolutionäre Verankerung dieser Fähigkeit hindeutet.
Der physiologische Prozess des Schnurrens basiert auf rhythmischen, muskulären Vibrationen, die Schallwellen in einem breiten Spektrum von 25 bis 150 Hertz freisetzen. Diese Vibrationen sind nicht nur hörbar, sondern entfalten auch eine messbare therapeutische Wirkung auf den Organismus der Katze selbst. Beobachtungen belegen, dass Frequenzen im niedrigeren Bereich, speziell zwischen 25 und 50 Hz, die Heilung von Knochengewebe sowie die Regeneration weicher Gewebe signifikant fördern können. Dieses Frequenzband ist entscheidend für die Stimulierung der körpereigenen Reparaturmechanismen. Bemerkenswert ist, dass Katzen diesen Selbstheilungsmechanismus nicht nur in entspannten Momenten anwenden, sondern ihn ebenso gezielt bei akutem Stress, Schmerzen oder nach schweren Verletzungen aktivieren. Dies untermauert die These, dass das Schnurren eine aktive und essenzielle Rolle bei der Beschleunigung der körperlichen Genesung spielt.
Der entscheidende genetische Durchbruch, der diese Forschung so bahnbrechend macht, betrifft eine spezifische Variante des Androgenrezeptor-Gens. Die Forscher stellten fest, dass eine kürzere Ausprägung dieses Gens direkt mit einer erhöhten Intensität und Frequenz des Schnurrens verknüpft ist. Katzen, die diese kurze Version tragen, zeigen zudem eine ausgeprägtere vokale Aktivität im Umgang mit Menschen, was besonders bei männlichen Tieren beobachtet wurde. Im Gegensatz dazu korreliert die längere Version des Gens mit ruhigeren, weniger schnurrenden Individuen. Ein besonders faszinierender Aspekt ist die evolutionäre Dimension: Diese längere Genvariante wurde ausschließlich bei domestizierten Katzen nachgewiesen, während sie bei ihren nächsten wilden Verwandten vollständig fehlt. Dies legt die Vermutung nahe, dass dieses Merkmal – möglicherweise aufgrund der besseren Interaktion mit dem Menschen – im Laufe des Domestizierungsprozesses selektiert und genetisch verankert wurde.
Die niederfrequente Klangkulisse, die das Schnurren erzeugt, wirkt sich nicht nur auf die Katze, sondern auch merklich beruhigend auf den Menschen aus. Bei Katzenhaltern trägt es nachweislich zur Senkung von Angst- und Stressleveln bei und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Die therapeutischen Frequenzen des Schnurrens ähneln jenen, die in der modernen Ultraschalltherapie eingesetzt werden. Daraus ergibt sich das Potenzial, dass diese Vibrationen theoretisch auch beim Menschen die Knochendichte verbessern und Gelenkschwellungen mindern könnten. Die Anwesenheit eines schnurrenden Haustiers fungiert somit als ein wichtiger Katalysator für das innere Gleichgewicht und die psychische Resilienz des Besitzers. Diese jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse unterstreichen die tiefgreifende und komplexe Verflechtung von Physiologie, Genetik und dem faszinierenden Verhaltensrepertoire dieser Tiere, das weit über bloße Kommunikation hinausgeht.
Quellen
Pravda
Газета.Ru
Lenta.ru
Газета.Ru
Москва 24
МК
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