Warum Hunde den Kopf neigen, wenn sie angesprochen werden: Neue Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung
Bearbeitet von: Екатерина С.
Das Verhalten von Hunden, den Kopf zur Seite zu neigen, wenn ihre Besitzer mit ihnen sprechen, hat seit Langem sowohl Tierhalter als auch Wissenschaftler fasziniert. Neue wissenschaftliche Untersuchungen, die im Jahr 2025 veröffentlicht wurden, stellen nun eine Verbindung zwischen dieser Geste und den Mechanismen der Wahrnehmung menschlicher Sprache und akustischer Reize her.
Die im Fachmagazin Animal Cognition vorgestellte Studie konzentrierte sich auf die Fähigkeit von Hunden, die Namen von Gegenständen zu speichern. Dr. Andrea Sommese und ihr Forschungsteam von der Universität Budapest stellten die Hypothese auf, dass die Kopfneigung ein Indikator für die „Verarbeitung bedeutungsvoller auditiver Stimuli“ sei. Im Rahmen eines dreimonatigen Experiments wurden 40 Hunde beobachtet, denen man beibrachte, ein spezifisches Spielzeug auf Kommando zu holen.
Die Ergebnisse dieser Beobachtungen waren aufschlussreich: Hunde, die in der Lage waren, mehr als zehn Namen zu lernen, neigten ihren Kopf in 43% der Fälle, wenn sie den Befehl erhielten. Im Gegensatz dazu zeigten Tiere mit einem kleineren Wortschatz dieses Verhalten nur in 2% der Fälle. Dieses Resultat deutet auf eine direkte Korrelation zwischen der Neigung des Kopfes und dem aktiven Abgleich des akustischen Signals mit einem im Gedächtnis gespeicherten visuellen Bild hin.
Eine weiterführende Analyse zeigte, dass Hunde mit hohen kognitiven Fähigkeiten bei dieser Aufgabe Selektivität bewiesen, indem sie den Kopf stets zur gleichen, für sie bevorzugten Seite neigten. Sieben Hunde, die die besten Ergebnisse erzielten, wurden als „begabte Linguisten“ bezeichnet. Besonders hervorzuheben ist die Border-Collie-Hündin Whiskey, die etwa 54 Spielzeuge korrekt identifizieren konnte. Die Rasse Border Collie spielte auch in einer anderen Untersuchung aus dem Jahr 2025 eine Rolle: Bei einem groß angelegten Intelligenztest für Hunde, der an der Universität Helsinki durchgeführt wurde, belegten sie mit 26 Punkten den zweiten Platz.
Neben den kognitiven Faktoren gibt es auch physiologische Erklärungen für die Neigung. Professor Stanley Coren vermutete bereits in einer Pilotstudie aus dem Jahr 2013, dass die Kopfneigung eine Methode sein könnte, um die Sicht auf das Gesicht des Besitzers zu verbessern. Dies gelte insbesondere für Hunde mit langen Schnauzen, wie beispielsweise Deutsche Schäferhunde, deren Gesichtsfeld durch ihre Schädelanatomie teilweise eingeschränkt ist. Corens Untersuchung, die 582 Hunde umfasste, ergab, dass 71% der Hunde mit langen Schnauzen bei Interaktion den Kopf neigten, verglichen mit 52% der Hunde mit flacheren Schnauzen, wie etwa Möpsen.
Zusätzlich zur Verbesserung der Sicht wird angenommen, dass die Bewegung dabei hilft, die Schallquelle präziser zu lokalisieren, indem die Ohren optimal ausgerichtet werden. Unabhängig davon, welche wissenschaftlichen oder anatomischen Gründe hinter diesem charmanten Verhalten stecken mögen, ist es unbestreitbar liebenswert. Würde man eine Umfrage unter Hundebesitzern durchführen, würde die Mehrheit wahrscheinlich angeben, dass sie die Geste als Ausdruck freundlichen Interesses und tiefer Zuneigung interpretieren. Und ist das nicht letztlich das Wichtigste in der Mensch-Hund-Beziehung?
Quellen
SÜDKURIER Online
WEB.DE
t-online.de
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