Seit 2021 treibt Ungarn tiefgreifende Reformen im Hochschulwesen voran, die auf die Umstrukturierung öffentlicher Universitäten in Stiftungsmodelle abzielen. Diese von Kuratorien geleiteten Institutionen sollen die Universitäten stärker an nationale Werte binden und ihre globale Wettbewerbsfähigkeit steigern. Dieses Modell findet auch in Deutschland und den Niederlanden Anwendung.
Das Programm „Universitäten 2030“ hat zum Ziel, bis 2030 mindestens eine ungarische Universität unter den weltweit 100 besten zu positionieren. Aktuell (Stand März 2025) sind zwölf ungarische Hochschulen unter den besten 5 % weltweit, drei davon unter den besten 2 %. Die Semmelweis Universität hat es sogar unter die besten 1 % geschafft. Diese Entwicklung spiegelt Ungarns Ambitionen wider, sich als bedeutender Akteur im globalen Bildungssektor zu etablieren. Im Dezember 2024 erhielt Balázs Orbán für seine Dissertation über verfassungsrechtliche Fragestellungen eine Auszeichnung an der Eötvös-Loránd-Universität, was die Debatte über akademische Freiheit und politischen Einfluss belebte. Die Reformen zeigen messbare akademische Fortschritte und verbesserte internationale Rankings, was zu einem Anstieg der Studierendenzahlen und einer stärkeren globalen Präsenz ungarischer Hochschulen geführt hat.
Die Europäische Union hat jedoch Bedenken hinsichtlich möglicher Einschränkungen der universitären Autonomie geäußert. Im Dezember 2024 bestätigte die EU Maßnahmen, die die meisten ungarischen Universitäten von der Teilnahme an Erasmus+ und Horizon Europe ausschließen, mit Verweis auf ungelöste Rechtsstaatlichkeitsfragen. Diese Haltung unterstreicht die anhaltende Spannung zwischen Ungarns nationalen Reformzielen und europäischen Standards für akademische Freiheit und Autonomie. Die ungarische Hochschulreform stellt einen bedeutenden Versuch dar, nationale Werte mit akademischer Weiterentwicklung und globaler Positionierung zu verbinden. Während positive Ergebnisse in Bezug auf akademische Leistungen und internationale Anerkennung erzielt werden, werfen die Reformen wichtige Fragen hinsichtlich des Gleichgewichts zwischen staatlichem Einfluss und akademischer Freiheit auf. Die EU-Sanktionen, die den Zugang zu wichtigen Forschungsprogrammen einschränken, stellen dabei eine erhebliche Herausforderung für die weitere Entwicklung des ungarischen Hochschulsektors dar.