Die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur und die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) haben am 16. September 2025 in Rio de Janeiro ein umfassendes Freihandelsabkommen unterzeichnet. Dieses strategische Bündnis, das seit 2017 verhandelt wurde und im Juli 2025 finalisiert werden konnte, zielt darauf ab, die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken zu vertiefen und zu diversifizieren.
Die Unterzeichnung fand im Rahmen eines Treffens der Mercosur-Außenminister im Itamaraty-Palast statt, unter der Leitung des brasilianischen Außenministers Mauro Vieira. Die EFTA, bestehend aus der Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein, repräsentiert einen wohlhabenden Markt mit einem kombinierten Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 4,3 Billionen US-Dollar und einer Bevölkerung von etwa 300 Millionen Menschen. Das Abkommen sieht die Eliminierung oder Reduzierung von Zöllen für nahezu alle Handelsströme vor, wobei 97 % der Exporte abgedeckt werden. Dies schließt wichtige Agrarprodukte wie brasilianisches Hühnerfleisch und argentinisches Rindfleisch sowie norwegischen Lachs ein.
Minister Vieira betonte die Bedeutung dieses Abkommens für die Erweiterung der wirtschaftlichen Partnerschaften des Mercosur und die Modernisierung regionaler Abkommen, insbesondere angesichts der aktuellen globalen Instabilität. Dieses Abkommen tritt zu einem strategisch wichtigen Zeitpunkt in Kraft, insbesondere im Hinblick auf die jüngsten Zölle, die von den Vereinigten Staaten auf brasilianische Produkte erhoben wurden. Die Diversifizierung der Märkte wird als entscheidende Strategie angesehen, um die Abhängigkeit vom nordamerikanischen Markt zu verringern und die regionale Wirtschaft zu stärken.
Die USA hatten im Juli 2025 eine 50%ige Zollrate auf brasilianische Importe angekündigt, was zu Unsicherheiten für Exporteure führte und die Suche nach alternativen Märkten beschleunigte. Brasilien hat daraufhin Anstrengungen unternommen, Exporte in andere Märkte wie China umzulenken, wo die Nachfrage nach brasilianischem Kaffee steigt. Die US-Zölle, die auch Schlüsselprodukte wie Rindfleisch und Kaffee betreffen, könnten zu höheren Verbraucherpreisen in den USA führen und die Handelsströme stören. Die Ausnahmeregelungen der USA betrafen zwar einige Sektoren, doch die fortgesetzte Belastung landwirtschaftlicher Produkte unterstreicht die Notwendigkeit für Brasilien, seine Exportmärkte zu diversifizieren.
Das neue Abkommen verspricht, den bilateralen Handel zu fördern und sowohl Unternehmen als auch Verbrauchern in beiden Blöcken Vorteile zu bringen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dürften von einem verbesserten Marktzugang sowie von klareren Exportregeln und -verfahren profitieren. Die EFTA-Staaten, die bereits ein Abkommen mit der EU haben, sehen in diesem Pakt eine Ergänzung und eine weitere Stärkung ihrer globalen Handelsstrategie. Die Schweiz allein erwartet durch das Abkommen jährliche Zollersparnisse von über 155 Millionen Schweizer Franken.
Die Verhandlungen, die 14 Runden umfassten, spiegeln das Engagement beider Seiten für eine Stärkung ihrer Handelsbeziehungen und die Förderung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung wider. Dieses Abkommen wird als Meilenstein für die Handelsbeziehungen zwischen Südamerika und Europa betrachtet und könnte Synergien mit dem Mercosur-EU-Abkommen schaffen.