EU und Mercosur besiegeln Freihandelsabkommen und schaffen größte Handelszone der Welt

Bearbeitet von: Татьяна Гуринович

Die Europäische Union (EU) und die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur haben im Dezember 2024 ein historisches Freihandelsabkommen finalisiert. Nach über zwei Jahrzehnten intensiver Verhandlungen markiert diese Einigung die Schaffung der größten Freihandelszone der Welt, die über 700 Millionen Menschen umfasst.

Die Europäische Kommission hat im September 2025 die Vorschläge zur Unterzeichnung und zum Abschluss des Abkommens vorgelegt, womit der Ratifizierungsprozess beginnt. Ziel des Abkommens ist der Abbau von Handels- und Investitionsschranken zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken, um Handel und Investitionen signifikant zu fördern. Die EU-Exporte in die Mercosur-Staaten könnten laut Schätzungen der Kommission um bis zu 39 Prozent auf einen Gesamtwert von 49 Milliarden Euro ansteigen, was die Schaffung von über 440.000 Arbeitsplätzen in Europa unterstützen dürfte.

Die deutsche Wirtschaft, die seit über 100 Jahren in der Region aktiv ist, sieht in diesem Abkommen eine bedeutende Chance zur Stärkung ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) betont die Notwendigkeit offener Märkte und verlässlicher Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen, insbesondere angesichts zunehmender protektionistischer Tendenzen weltweit. Aktuell sind rund 85 Prozent der europäischen Exporte in den Mercosur-Raum mit Zöllen belegt, was jährliche Zusatzkosten von etwa vier Milliarden Euro verursacht. Die DIHK erwartet, dass das Abkommen Handelshemmnisse abbaut, den Zugang zu Rohstoffen erleichtert und globale Lieferketten widerstandsfähiger macht.

Das Abkommen beinhaltet auch wichtige Verpflichtungen zum Umweltschutz, darunter die Anwendung des Pariser Klimaabkommens und die Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES). Dennoch äußern Umweltorganisationen wie Greenpeace Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Klima und Umwelt und befürchten eine verstärkte Abholzung, insbesondere im Amazonasgebiet, sowie einen Anstieg der Treibhausgasemissionen. Kritiker bemängeln zudem die Förderung des Handels mit bestimmten Agrarprodukten und Chemikalien, die in der EU selbst strengen Auflagen unterliegen.

Die Ratifizierung des Abkommens stellt eine komplexe politische Herausforderung dar. Länder wie Frankreich und Polen hatten in der Vergangenheit Bedenken geäußert, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen auf ihre heimische Landwirtschaft. Um diese kritischen Stimmen zu besänftigen, hat die EU-Kommission Schutzmaßnahmen für sensible Agrarprodukte und finanzielle Hilfen für Landwirte in Aussicht gestellt. Polen und Frankreich haben ein Einlenken signalisiert, und Deutschland unterstützt das Abkommen aktiv. Die geopolitische Bedeutung des Abkommens wird auch im Hinblick auf die Handelspolitik der USA und den wachsenden Einfluss Chinas hervorgehoben. Die EU positioniert sich mit diesem Abkommen als wichtiger globaler Handelspartner und stärkt ihre Position in einer sich wandelnden Weltordnung. Die vollständige Umsetzung des Abkommens erfordert die Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten, wobei der Handelsteil auch separat ratifiziert werden könnte, um den Prozess zu beschleunigen. Die EU hofft auf einen endgültigen Abschluss bis Ende 2025.

Quellen

  • Deutsche Welle

  • What's in the EU-Mercosur deal and why is it contentious?

  • EU trade relations with Mercosur

  • EU and Mercosur reach political agreement on groundbreaking partnership

  • EU offers safeguards to ease farmers' fears over Mercosur trade deal

  • La Comisión Europea da luz verde al acuerdo de Mercosur con el rechazo de Francia y Polonia

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