Die Europäische Union ist gespalten bezüglich möglicher Sanktionen gegen Israel angesichts der humanitären Krise im Gazastreifen. Die Europäische Kommission schlug Sanktionen vor, darunter den Ausschluss israelischer Start-ups von EU-Forschungsgeldern, doch die Mitgliedstaaten konnten sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen, was zu Verzögerungen führte.
In diesem Kontext hat Deutschland eine unilaterale Entscheidung getroffen und den Export von Rüstungsgütern nach Israel gestoppt, die im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen der militärischen Aktionen, bekräftigte jedoch Deutschlands Unterstützung für Israels Recht auf Selbstverteidigung. Diese Entscheidung Deutschlands markiert eine Abkehr von der bisherigen Politik.
Das Vereinigte Königreich hat die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Israel ausgesetzt, da die Ereignisse im Gazastreifen die britisch-israelischen Beziehungen belasten. Außenminister David Lammy erklärte, dass die anhaltende Gewalt durch israelische Siedler im Westjordanland Maßnahmen erfordere.
In den Niederlanden fanden von Mai bis Juni 2025 Proteste unter dem Motto „Red Line“ statt, die Sanktionen gegen Israel und die Aussetzung des EU-Israel-Assoziierungsabkommens forderten. Die größte dieser Demonstrationen am 15. Juni 2025 in Den Haag zog über 150.000 Teilnehmer an.
Auf internationaler Ebene haben der Internationale Gerichtshof (IGH) und der Internationale Strafgerichtshof (StGH) ebenfalls Schritte unternommen. Der IGH hat am 15. Juli 2025 vorläufige Maßnahmen in einem Fall von Südafrika gegen Israel angenommen, der Israel Völkermord vorwirft. Gleichzeitig hat der StGH Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen.
Irland hat einen Gesetzesentwurf zur Verhinderung des Imports von Waren aus israelischen Siedlungen im Westjordanland und Ostjerusalem auf den Weg gebracht. Dieser Gesetzesentwurf würde die Einfuhr von Waren aus diesen besetzten Gebieten unter Strafe stellen, falls er verabschiedet wird.
Die uneinige Haltung der EU-Mitgliedstaaten unterstreicht die Komplexität der internationalen Reaktionen auf die Krise im Gazastreifen. Während einige Länder auf eigene Faust handeln, bleiben die kollektiven diplomatischen Bemühungen der EU durch interne Meinungsverschiedenheiten behindert.