Griechenland fordert zehnjährige EU-Steuervergünstigungen für den See-, Luft- und Agrarsektor
Bearbeitet von: an_lymons
Am 13. November 2025 stellte der griechische Minister für Nationale Wirtschaft, Kyriakos Pierrakakis, während der Sitzung des Rates für Wirtschaft und Finanzen (Ecofin) in Brüssel eine unmissverständliche Forderung an die Europäische Union. Diese Forderung betrifft die laufende Reform der gesamteuropäischen Energiesteuerrichtlinien und markiert einen harten Standpunkt Athens in dieser Debatte.
Im Zentrum der griechischen Verhandlungsposition steht der Wunsch nach einer zehnjährigen Aufschiebung der Einführung neuer Brennstoffsteuern, die den See- und Luftverkehr betreffen würden. Darüber hinaus besteht die griechische Seite auf einer dauerhaften Befreiung von der Besteuerung jener Energie, die in der landwirtschaftlichen Produktion eingesetzt wird. Minister Pierrakakis betonte die Kompromisslosigkeit Athens und machte klar, dass Angebote mit einer Frist von weniger als zehn Jahren nicht akzeptiert würden, womit er die Unverrückbarkeit der Position unterstrich.
Die Begründung Griechenlands fußt auf den einzigartigen geografischen Gegebenheiten des Landes. Die zahlreichen Inselterritorien sind existenziell auf kostspielige See- und Lufttransporte angewiesen, um die innere Kohäsion und Versorgung aufrechtzuerhalten. Athen argumentiert, dass die Verweigerung der beantragten Steuererleichterungen eine direkte Bedrohung für den territorialen Zusammenhalt der gesamten Europäischen Union darstelle, wodurch den wirtschaftlichen Maßnahmen ein erhebliches politisches Gewicht verliehen wird.
Im Rahmen der europaweiten Dekarbonisierungsbestrebungen positioniert sich Griechenland als ein Staat, dessen Peripherie überproportional hohe Kosten bei der Umsetzung der ökologischen EU-Ziele tragen müsste. Die Vehemenz und Härte der vorgebrachten Forderungen heben die aktuellen Debatten deutlich von der allgemeinen Energiepolitik ab und zeigen die tiefgreifenden Interessenskonflikte innerhalb der Union auf.
Parallel zu den Verhandlungen auf europäischer Ebene ergreift die griechische Regierung Maßnahmen zur Ankurbelung der Binnenwirtschaft. Bereits im September 2025 wurde ein Mechanismus zur vollständigen Abschaffung der einheitlichen Grundsteuer (ENFIA) für Hauptwohnsitze in 12.720 Dörfern und Kleinstädten mit einer Bevölkerung von bis zu 1.500 Personen eingeführt. Das Finanzministerium schätzt, dass dies den Bewohnern jährliche Einsparungen von nahezu 75 Millionen Euro bringen wird. Zusätzlich gelten seit dem 1. November 2025 steuerliche Anreize für Investitionen in die Fahrzeugherstellung mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren. Diese internen fiskalischen Schritte dienen dazu, die Verhandlungsposition Athens auf der europäischen Bühne erheblich zu stärken.
Die Forderung nach einer zehnjährigen Aufschiebung ist strategisch motiviert und zielt darauf ab, den Transport- und Agrarsektoren wertvolle Zeit zur Anpassung an die neuen Realitäten zu verschaffen. Griechenland nutzt dabei seine geografische Verwundbarkeit als zentrales Druckmittel gegenüber dem Ecofin-Rat. Die Verhandlungen vom 13. November 2025 markierten einen Höhepunkt dieses Kräftemessens im Kontext der gemeinsamen europäischen Klima- und Steueragenda und verdeutlichen die Komplexität der Interessensabwägung in Brüssel.
Quellen
sofokleous10.gr
Greece requests ten-year fuel tax exemption for key sectors
West Balkan power producers should adopt carbon pricing as EU tax looms, campaigners say
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