Das auf künstliche Intelligenz spezialisierte Unternehmen Anthropic hat sich auf einen Vergleich in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar geeinigt, um eine Sammelklage beizulegen, die von Autoren wegen der Nutzung urheberrechtlich geschützter Bücher für das Training seiner KI-Modelle eingereicht wurde. Diese Einigung, die als die größte Urheberrechtsentschädigung in der Geschichte der USA gilt, markiert einen bedeutenden Wendepunkt im Umgang mit geistigem Eigentum im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.
Die Klage wurde von den Autoren Andrea Bartz, Charles Graeber und Kirk Wallace Johnson eingereicht und repräsentiert eine breitere Gruppe von Schriftstellern und Verlegern. Sie warfen Anthropic vor, rund 500.000 Bücher von nicht autorisierten Quellen, darunter Library Genesis (LibGen) und Pirate Library Mirror (PiLiMi), heruntergeladen zu haben, um seine KI-Modelle, wie das Sprachmodell Claude, zu trainieren. Als Teil der Vereinbarung wird Anthropic alle illegal erworbenen Kopien von Büchern, die für das Training verwendet wurden, vernichten und die Nutzung unautorisierter Materialien für zukünftige KI-Trainings einstellen.
Die Einigung bedarf noch der gerichtlichen Genehmigung, eine erste Anhörung ist für den 8. September 2025 angesetzt. Dieser Vergleich ist von besonderer Relevanz, da er die anhaltende Debatte über Urheberrechtsverletzungen und die Datennutzung im rasanten Feld der künstlichen Intelligenz beleuchtet. Er unterstreicht die rechtlichen und ethischen Herausforderungen, denen sich KI-Unternehmen bei der Beschaffung von Trainingsdaten gegenübersehen.
Experten zufolge könnte ein Scheitern der Verhandlungen vor dem angesetzten Dezember-Prozess Anthropic potenziell Milliarden von Dollar kosten und das Unternehmen in seiner Existenz gefährden. Die Vereinbarung sieht vor, dass Anthropic etwa 3.000 US-Dollar pro Buch an die Autoren zahlt, wobei schätzungsweise 500.000 Werke abgedeckt sind. Justin Nelson, ein Anwalt der Kläger, bezeichnete die Summe als „die größte Urheberrechtsentschädigung aller Zeiten“ und als „die erste ihrer Art im KI-Zeitalter“. Diese Einigung setzt einen wichtigen Präzedenzfall für die KI-Branche und signalisiert eine mögliche Verlagerung hin zu einer stärkeren Beachtung von Urheberrechtsgesetzen und einer sorgfältigeren Prüfung der Datenerfassungspraktiken von KI-Unternehmen.
Sie könnte auch andere Klagen gegen Technologiegiganten wie OpenAI, Microsoft und Meta Platforms beeinflussen, die ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt sind. Die juristische Auseinandersetzung wirft grundlegende Fragen über die Legalität der Nutzung urheberrechtlich geschützten Materials für das KI-Training auf. Während ein Bundesrichter im Juni entschieden hatte, dass das Training von KI-Chatbots mit urheberrechtlich geschützten Büchern nicht illegal sei, stellte er fest, dass Anthropic Millionen von Büchern über Piratenwebseiten unrechtmäßig erworben habe. Diese Unterscheidung ist entscheidend, da sie die Grenze zwischen „fair use“ und illegaler Aneignung zieht und die Notwendigkeit unterstreicht, dass KI-Entwickler ethische und legale Wege zur Datenbeschaffung verfolgen müssen.
Die Branche wird die weitere Entwicklung und die Auswirkungen dieses wegweisenden Falls genau beobachten, da er die zukünftige Landschaft der KI-Entwicklung und des Urheberrechts maßgeblich mitgestalten könnte.