Labor-Käse: Präzisionsfermentation als Herausforderung für Milchwirtschaft und Regulierung
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Eine innovative Lebensmitteltechnologie nutzt die Präzisionsfermentation, um Kasein und Molke, also milchidentische Proteine, vollständig ohne tierische Milch zu erzeugen. Dieser Ansatz markiert eine signifikante Verschiebung in der Lebensmittelherstellung, da er die Abhängigkeit von traditionellen landwirtschaftlichen Strukturen neu bewertet. Mithilfe genetisch modifizierter Hefen und Bakterien in Bioreaktoren werden die spezifischen Inhaltsstoffe nachhaltig gewonnen, was eine direkte Alternative zur konventionellen Tierhaltung darstellt.
Führende Unternehmen treiben diese Entwicklung voran: New Culture aus den USA konzentriert sich auf Käse auf Milchproteinbasis, während das deutsche Unternehmen Formo den Koji-Pilz einsetzt, um tierfreie Käseersatzprodukte zu entwickeln. Die technologische Innovation verspricht eine deutliche Reduktion des Verbrauchs von Wasser, Land und Energie im Vergleich zur klassischen Milchproduktion. Die Europäische Investitionsbank (EIB) bekräftigte die Wichtigkeit dieser Entwicklung für die europäische Wachstumsphase durch die Unterstützung von Formo mit einem Darlehen in Höhe von 35 Millionen Euro für den Ausbau der mikrobiellen Herstellung.
Die Einführung dieser neuartigen Lebensmittel in den europäischen Markt wird jedoch durch erhebliche regulatorische Hürden erschwert. Die strenge europäische Gesetzgebung bezüglich gentechnisch veränderter Organismen (GVO) kompliziert das Genehmigungsverfahren für diese innovativen Produkte. Hinzu kommt die Herausforderung der Namenskonventionen: Aktuelle EU-Vorschriften sehen vor, dass die Bezeichnung 'Käse' nur Produkten vorbehalten ist, die herkömmliche Milch enthalten. Die Europäische Milchvereinigung (EDA) betont die Absolutheit dieser Schutzregeln, die selbst die Hinzufügung beschreibender Zusätze nicht zulassen, um Verbrauchertäuschung zu vermeiden.
Die zugrunde liegende Technologie, oft als 'Mikrofermentation' bezeichnet, nutzt Mikroorganismen als 'Zellfabriken' zur Proteinherstellung, vergleichbar mit dem Brauprozess von Bier. Formo kombiniert diesen Ansatz mit Präzisionsfermentation, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die gewünschten 'Old-School-Vibes' zu integrieren. Die Nutzung des Koji-Pilzes, bekannt aus der Sojasaucenherstellung, demonstriert die Verschmelzung von altem Wissen mit moderner Wissenschaft zur Gewinnung von Milchproteinen. Während der globale Markt für Präzisionsfermentation bis 2032 voraussichtlich auf 61,86 Milliarden US-Dollar anwachsen soll, bleiben hohe Anfangsinvestitionen und die genannten regulatorischen Rahmenbedingungen die zentralen Herausforderungen für die breite Marktdurchdringung und die Schaffung einer echten Alternative zur etablierten Produktion.
Quellen
EL PAÍS
El País
ICEX España Exportación e Inversiones
Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación
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