Petry Costas Dokumentarfilm „Apokalypse in den Tropen“ erhält vier Oscar-Nominierungen für 2026
Bearbeitet von: An_goldy Anulyazolotko
Der Dokumentarfilm „Apokalypse in den Tropen“ (Originaltitel: Em Nome da Terra) der Regisseurin Petra Costa hat vier Nominierungen für die Oscar-Verleihung 2026 erhalten. Diese Anerkennung unterstreicht die beachtliche Wirkung, die das Werk in der internationalen Filmwelt erzielt hat. Die brasilianische Produktion konkurriert um die Trophäen in den Hauptkategorien Bester Dokumentarfilm, Beste Regie, Beste Produktion und Bestes adaptiertes Drehbuch. Darüber hinaus führt der Film die Liste der Nominierungen bei den IDA Awards an, wo er ebenfalls vier Auszeichnungen erhielt, darunter Nennungen für den besten abendfüllenden Dokumentarfilm und die beste Regiearbeit.
Dieser Film, der seine Premiere auf Netflix feierte, bietet eine tiefgehende Analyse des rasanten Aufstiegs des Evangelikalismus und dessen wachsenden politischen Einflusses in Brasilien. Die Arbeit setzt Costas engagierte Auseinandersetzung mit brisanten sozio-politischen Themen fort, die sie bereits 2019 begann. Die Regisseurin, die für ihren Film „Democracy in Chains“ (Originaltitel: The Edge of Democracy) bereits 2020 für einen Oscar nominiert war, beleuchtet detailliert, wie der christliche Nationalismus die politische Landschaft Brasiliens grundlegend verändert hat. Im Zentrum der Untersuchung steht die Entwicklung der evangelikalen Bewegung, die sich innerhalb von etwa vier Jahrzehnten von nur fünf Prozent der Bevölkerung zu einer heute etwa 30-prozentigen, mächtigen politischen Kraft entwickelt hat.
In „Apokalypse in den Tropen“ kommen zentrale Akteure zu Wort. Darunter der einflussreiche Fernsehprediger Silas Malafaia sowie der amtierende Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und sein Vorgänger Jair Bolsonaro. Malafaia, der 1993 seine eigene Strömung der „Assembleia de Deus“ gründete, nutzt Medienplattformen intensiv, um seine konservativen Ansichten zu verbreiten. Allein im Jahr 2024 verzeichnete er 4,1 Millionen Follower auf Instagram. Die Filmemacherin dokumentiert, wie Malafaia eine entscheidende Rolle bei der politischen Etablierung Bolsonaros spielte, den er als von Gott auserwählt für die Führung des Landes ansah.
Die Weltpremiere des Films fand im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig im Jahr 2024 statt. Die Dokumentation unternimmt einen historischen Rückblick und verfolgt die Spur möglicher amerikanischer evangelikaler Missionare, die während des Kalten Krieges nach Brasilien entsandt worden sein könnten, um der Verbreitung der Befreiungstheologie entgegenzuwirken. Petra Costa hebt hervor, dass während der Recherche ein „außergewöhnlicher Griff religiöser Führer nach politischer Macht“ sichtbar wurde. Dies spiegelt das Bestreben wider, einen christlichen Staat zu etablieren und den kulturellen Konservatismus zu verteidigen, was oft durch eine buchstäbliche Auslegung der Offenbarung des Johannes befeuert wird.
Der Film stellt die unterschiedlichen politischen Positionen gegenüber. Lula da Silva, der katholisch erzogen wurde, priorisiert die Ernährungssicherheit und stimmte im Gegenzug Gesetzen gegen Abtreibungen zu. Im Gegensatz dazu demonstriert Malafaia seine direkte politische Schlagkraft. Bemerkenswert ist die historische Kehrtwende: Malafaia unterstützte Lula im Jahr 2002, brach jedoch später mit ihm und der Arbeiterpartei, um sich den konservativen Kräften anzuschließen. Der internationale Erfolg des Films verdeutlicht die Brisanz des Themas der Zerbrechlichkeit demokratischer Strukturen, welches auch im Mittelpunkt von Costas vorherigem, 2020 nominiertem Werk stand.
Quellen
cbn
IDA Documentary Awards 2025 Nominees
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