Stella McCartney präsentierte auf der Pariser Modewoche im Rahmen ihrer Kollektion Frühjahr/Sommer 2026 ein bahnbrechendes Material: den PURE.TECH Denim. Dieses Gewebe geht weit über die Funktion eines bloßen Kleidungsstücks hinaus. Es wird als aktiver Bestandteil positioniert, der die Fähigkeit besitzt, atmosphärische Schadstoffe, darunter Stickoxide (NOₓ) und Kohlendioxid (CO₂) zu absorbieren und zu neutralisieren. Die Integration solch tiefgreifender materialwissenschaftlicher Innovationen in die Welt der Haute Couture eröffnet völlig neue Horizonte für das Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt.
Die PURE.TECH-Technologie, deren Entwicklung in Barcelona stattfand, basiert auf den Prinzipien der Photokatalyse und Katalyse. Durch diesen Prozess werden schädliche Substanzen effektiv in inerte, unschädliche Verbindungen umgewandelt. Labortests haben die Wirksamkeit eindrücklich belegt: Bereits ein kleines Textilmuster kann die Konzentration von CO₂ und NOₓ innerhalb von zehn Stunden signifikant reduzieren. Aldo Sollazzo, der Geschäftsführer von PURE.TECH, hatte zuvor erklärt, dass es das Ziel sei, Design, Materialwissenschaft und fortschrittliche Fertigung zu vereinen – ein Anspruch, der nun auf dem Laufsteg sichtbar gemacht wurde. Die chemische Zusammensetzung von PURE.TECH lässt sich auf diverse Oberflächen auftragen, einschließlich Schuhen und Accessoires, und ist bereits nach den Standards LEED, BREEAM sowie der CE-Kennzeichnung der Europäischen Union zertifiziert.
Über die luftreinigenden Eigenschaften hinaus zeichnet sich die Herstellung des PURE.TECH Denims durch einen besonders schonenden Umgang mit Ressourcen aus. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden zur Fertigung von Jeansbekleidung, die historisch gesehen eine Hauptquelle für Wasserverschmutzung in der Industrie darstellt, benötigt dieses Verfahren bis zu 30% weniger Wasser. Darüber hinaus wurde das Material von Grund auf unter Berücksichtigung seines gesamten Lebenszyklus konzipiert: Es ist biologisch abbaubar, was die Belastung der Abfallentsorgungssysteme erheblich mindert.
McCartney setzte diesen nachhaltigen Stoff gezielt für Kleider, Jeans und Accessoires ein und etablierte damit einen neuen Entwicklungspfad: die funktionale, regenerierende Mode. Dies ist nicht der erste Vorstoß der Marke in Richtung „atmender“ Materialien; bereits in der Winterkollektion 2024 wurden Taschen mit einer Airlite-Beschichtung präsentiert, die Schadstoffe und Bakterien unter Einwirkung von Licht und Feuchtigkeit zersetzt. Die Einführung von PURE.TECH verschiebt den Fokus von der bloßen Schadensminderung hin zur aktiven Verbesserung der unmittelbaren Umgebung des Trägers. Wenn Kleidung zu einem Teil der Lösung und nicht des Problems wird, spiegelt dies ein tieferes Verständnis der Wechselbeziehung zwischen persönlicher Entscheidung und dem allgemeinen Wohlergehen wider.