Die Mailänder Modewoche für Frühjahr/Sommer 2026 markierte einen bedeutenden Wendepunkt für Jil Sander mit dem mit Spannung erwarteten Debüt von Simone Bellotti als Creative Director. Bellotti, der zuvor bei Gucci und Bally tätig war, präsentierte seine erste Kollektion für das Haus und legte dabei den Grundstein für eine neue kreative Richtung, die die Kernwerte der Marke ehrt und gleichzeitig zukunftsweisende Akzente setzt.
Die Präsentation fand in der historischen Piazza Castello statt, einem Ort, der die Rückkehr der Marke zu ihren Ursprüngen symbolisiert. Das Setting, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das auch die Unternehmenszentrale beherbergt, bot mit seinen weiten Fenstern und dem Blick auf das mittelalterliche Schloss Sforzesco eine atmosphärische Kulisse. Guinevere Van Seenus, ein Model, das bereits in den 1990er Jahren für Jil Sander warb, eröffnete die Show in einem eleganten Outfit, das an die minimalistische Ästhetik der Marke erinnerte und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlug.
Bellottis Kollektion zeichnete sich durch klare Linien, präzise Schnitte und eine rigorose Formgebung aus, die die charakteristische Handschrift von Jil Sander widerspiegeln. Er verstand es, mit subtilen Texturmanipulationen und Formen zu spielen, ohne in reine Nostalgie zu verfallen. Zu den bemerkenswerten Stücken gehörten ein glänzendes Plastikkleid mit Kirschen-Print, kombiniert mit einem nudefarbenen Unterkleid, sowie eine Jacke mit verkürzten Ärmeln, die in der Mitte gerafft wirkte. Die Farbpalette umfasste lebendige Töne wie Kirschrot und Ultramarin, die harmonisch in das minimalistische Konzept integriert wurden und eine optimistische Interpretation des Stils darstellten.
Innovative Details wie strategische Schnittführungen und Materialkombinationen verliehen den Entwürfen eine zeitgemäße Note. Bellotti strebte danach, Klassik und Moderne zu vereinen und die subtile Enthüllung des Körpers durch das Design in den Vordergrund zu stellen. Die Kollektion wurde für ihre gelungene Verschmelzung von Tradition und Innovation gelobt und läutet damit ein neues Kapitel für Jil Sander ein. Bellotti, der eine 20-jährige Karriere hinter sich hat und unter anderem bei Gucci, Bottega Veneta und Bally tätig war, bringt eine Fülle von Erfahrung und eine klare Vision mit. Seine Arbeit bei Bally wurde für ihre Klarheit und Präzision gelobt.
Die Rückkehr zur Piazza Castello unterstreicht die Bedeutung des ursprünglichen Geistes der Marke, der 1968 in Hamburg von Jil Sander selbst gegründet wurde. Bellotti hat bereits im Vorfeld mit dem audiovisuellen Projekt „Wanderlust“ in Hamburg seine Verbundenheit mit den Wurzeln des Hauses gezeigt, was die tiefe Auseinandersetzung mit der Marken-DNA unterstreicht. Die Kollektion selbst wird als eine Verkörperung der Dualität von Strenge und Leichtigkeit beschrieben, eine Energie, die aus der Konfrontation dieser Gegensätze entsteht. Die Mode von Jil Sander steht seit jeher für eine reine Ästhetik und eine bewusste Reduktion auf das Wesentliche, was Bellotti mit seiner Interpretation weiterführt und neu interpretiert.
Die Mailänder Modewoche SS26 präsentierte insgesamt eine hohe Konzentration an Designer-Debüts, was die Dynamik und ständige Weiterentwicklung der Modebranche unterstreicht. Simone Bellottis Debüt bei Jil Sander fügt sich nahtlos in diese Landschaft ein und verspricht eine spannende Fortsetzung der minimalistischen Eleganz, die die Marke weltweit bekannt gemacht hat.