Die Fusion von Avantgarde und Massenmarkt: Glenn Martens bringt die DNA von Y/Project zu H&M

Autor: Екатерина С.

Gelegentlich schmieden globale Einzelhändler und renommierte Designer Allianzen, die unsere Wahrnehmung von „Fast Fashion“ grundlegend verändern. Die jüngste Kooperation von Glenn Martens mit H&M ist ein Paradebeispiel für solch ein Projekt: Sie vereint die charakteristische Eklektik des belgischen Couture-Gedankens mit der demokratischen Zugänglichkeit der Kette. Das Ergebnis ist eine Kollektion, in der das Spiel mit Proportionen und avantgardistische Ansätze verständlich und tragbar werden. Ann-Sofie Johansson, die Kreativberaterin von H&M, bezeichnete diese Zusammenarbeit sogar als eine der innovativsten in der gesamten Geschichte des Unternehmens.

Glenn Martens, ein belgischer Designer, ist eine Schlüsselfigur in der zeitgenössischen Mode. Er gründete das Label Y/Project, das er später schließen musste, da sich kein Käufer fand. Heute ist er Kreativdirektor von gleich zwei einflussreichen Marken: Diesel und Maison Margiela. Zuvor sammelte er auch Erfahrungen als Gastdesigner bei Jean Paul Gaultier. Martens ist weithin bekannt für seine Vorliebe für Schichtungen, Asymmetrie, experimentelle Proportionen und die Dekonstruktion klassischer Silhouetten. In der Partnerschaft mit H&M zeigen sich diese charakteristischen Merkmale in einer leicht abgemilderten, „salonfähigeren“ Form, die für eine breitere Zielgruppe attraktiv ist.

Die Kollektion bewegt sich geschickt auf der Grenze des Kontrasts: Sie kombiniert strenge Schnittdetails mit einer raffinierten „Verformung“ von Klassikern. Die zentrale Idee besteht darin, vertrauten Kleidungsstücken eine neue, frische Perspektive zu verleihen, wobei die Stücke stets funktional bleiben und sich mühelos miteinander kombinieren lassen. Martens hat Bestseller aus dem H&M-Archiv genommen und sie mit ikonischen Elementen aus seinem eigenen Design-Repertoire verschmolzen.

Diese Transformation manifestiert sich in Materialien und Formen wie aufwendig verarbeitetem Denim, kunstvoll geflochtenen und dekonstruierten Strickwaren, Kleidern mit subtilen Mustern, markanter karierter Oberbekleidung, neu interpretierten Trenchcoats, theatralischem Schmuck, dramatischen oberschenkelhohen Stiefeln und Taschen, die ihre Form verändern können.

Die extravaganten Akzente sind bewusst so dosiert, dass sie den „normalen“ Käufer nicht abschrecken, sondern vielmehr neugierig machen. Sie sind jedoch ausdrucksstark genug für jene, die eine klare modische Individualität suchen. Diese Balance zwischen Tragbarkeit und Statement ist der Schlüssel zum Erfolg. Die gesamte Kollektion ist modular konzipiert: Einzelne Teile lassen sich leicht in eine bereits bestehende Garderobe integrieren, was die Einstiegshürde senkt. Gleichzeitig können die Schlüsselstücke als mutige Basis für avantgardistische und eigenständige Looks dienen, die sofort ins Auge fallen.

Getreu der Tradition der H&M-Kooperationen mit namhaften Designern macht die Preisstrategie Martens’ Entwürfe für ein breites Publikum erschwinglich. Während Basisartikel im demokratischen Segment verbleiben, sind die komplexeren, ausdrucksstärkeren Elemente zwar teurer, liegen aber immer noch deutlich unterhalb des Luxusniveaus. Dies ermöglicht es Konsumenten, die Designphilosophie ohne große finanzielle Belastung auszuprobieren. Die Zusammenarbeit mit Glenn Martens verspricht somit mehr als nur die schnelle Befriedigung eines Konsumbedürfnisses. Sie markiert einen Moment, in dem die persönliche Auswahl zu einem Akt der Bestätigung der eigenen Stilvision wird, die über flüchtige Trends hinausgeht. Die Kollektion wird zweifellos zu einem wichtigen Ereignis avancieren, das jeden dazu anregen wird, neu zu definieren, was er persönlich unter dem Begriff „Mode“ versteht.

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