Adaptive Mode: Wie die Modebranche Inklusivität neu definiert

Bearbeitet von: Екатерина С.

Die Modebranche durchläuft einen bedeutenden Wandel hin zu mehr Inklusivität und Vielfalt, maßgeblich geprägt durch das Konzept des "Body Inclusive Design". Dieser Ansatz zielt darauf ab, Mode für alle Körpertypen, Größen und Lebensumstände zugänglich zu machen und geht über einfache Größenanpassungen hinaus, um die gesamte Bandbreite menschlicher Körperlichkeit zu umfassen.

Die Body-Positivity-Bewegung hat den Weg geebnet, indem sie starre Schönheitsideale herausforderte und den Fokus auf die Akzeptanz aller Körperformen legte. Ein besonders prominentes Feld dieses Wandels ist die adaptive Mode, Kleidung, die speziell für Menschen mit Behinderungen entwickelt wird. Historisch begann die Bewegung für adaptive Mode in den 1950er Jahren mit Pionieren wie Helen Cookman, die Kleidung zur Unterstützung der Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderungen entwarfen. Angesichts von über 130 Millionen Menschen in Europa, die mit einer Behinderung leben, und Schätzungen zufolge etwa 1,3 Milliarden Menschen weltweit mit Behinderungen leben, adressiert adaptive Kleidung den Bedarf an Funktionalität und Stil gleichermaßen. Große Sportmarken wie Nike und Adidas haben bereits adaptive Schuh- und Sportbekleidungslinien eingeführt. Zalando hat in Zusammenarbeit mit Ottobock Kollektionen für Prothesenträger und Rollstuhlfahrer entwickelt und sein Angebot an adaptiver Mode seit 2022 auf über 600 Artikel erweitert.

Namhafte Modehäuser erkennen zunehmend die Bedeutung von inklusivem Design. Tommy Hilfiger Adaptive startete bereits 2016 eine Linie mit magnetischen Verschlüssen und schnittfreundlichen Schnitten für Rollstuhlfahrer. Pioniermarken wie IZ Adaptive, gegründet von Izzy Camilleri im Jahr 2009, widmen sich seit langem der Entwicklung stilvoller und funktionaler Kleidung für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, insbesondere für Rollstuhlfahrer, und haben innovative Lösungen wie die nahtlose "Game Changer Pant" zur Vermeidung von Druckgeschwüren hervorgebracht. Aufstrebende Marken wie Auf Augenhöhe konzentrieren sich auf die Entwicklung modischer und ethischer Lösungen für Menschen mit Zwergwuchs, indem sie spezielle Schnittmuster und Größen entwickeln.

Victoria Jenkins, Gründerin von Unhidden, hat sich als wichtige Fürsprecherin für Inklusivität etabliert und arbeitet mit Marken wie Primark zusammen, um erschwingliche adaptive Kollektionen für verschiedene Kategorien anzubieten. Primark hat im Januar 2024 seine erste adaptive Unterwäsche-Kollektion eingeführt und im Januar 2025 eine umfangreiche adaptive Bekleidungslinie für Damen und Herren auf den Markt gebracht, die auf Bestsellern basiert und auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten ist.

Technologische Innovationen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung adaptiver Mode. Magnetverschlüsse und sensorfreundliche Stoffe werden zu integralen Bestandteilen des inklusiven Designs und gewährleisten Komfort, Zugänglichkeit und Unabhängigkeit. Magnetverschlüsse bieten eine einfach zu bedienende Lösung für Menschen mit eingeschränkter Handgeschicklichkeit und ersetzen traditionelle Knöpfe und Reißverschlüsse. Sensorfreundliche Stoffe, wie nahtlose Konstruktionen und ultraweiche Materialien, reduzieren Irritationen für Menschen mit sensorischer Empfindlichkeit. Darüber hinaus revolutionieren 3D-Druck und künstliche Intelligenz (KI) die Herstellung individueller adaptiver Kleidung. Der 3D-Druck ermöglicht die Erstellung von Komponenten und Kleidungsstücken, die perfekt auf die einzigartigen Bedürfnisse einer Person zugeschnitten sind, während KI Körperdaten analysiert, um das Design hinsichtlich Aussehen und Bewegungsfreiheit zu optimieren. Diese Technologien ermöglichen die Herstellung von Kleidung, die perfekt passt und Komfort und Funktionalität bietet, was besonders für Menschen mit ungewöhnlichen Körperproportionen oder besonderen Bedürfnissen wichtig ist. Innovationen im Bereich „smarter“ Textilien tragen ebenfalls zur Entwicklung von Stoffen bei, die die Körpertemperatur regulieren und Vitalwerte überwachen können, wodurch Komfort und Gesundheitsbewusstsein verbessert werden.

Der Trend zur adaptiven Mode ist nicht nur eine Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen, sondern auch ein wirtschaftlich sinnvoller Schritt. Marken, die Inklusivität priorisieren, erschließen breitere Kundenkreise und fördern die Markentreue. Die Entwicklung schreitet weiter voran, mit nachhaltigen Materialien, die adaptive Kleidung noch zugänglicher und stilvoller machen. Die Branche erkennt, dass Design, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten ist, oft auch den Komfort und die Funktionalität für alle verbessert, was zu einem universellen Designansatz führt, der "jedem zugutekommt".

Der Markt für adaptive Kleidung verzeichnet ein erhebliches Wachstum. Prognosen zufolge wird er in den USA bis 2023 54,8 Milliarden US-Dollar erreichen. Anderen Schätzungen zufolge betrug der US-Markt für adaptive Kleidung im Jahr 2023 4,54 Milliarden US-Dollar. Dieses Wachstum wird durch eine alternde Bevölkerung, eine Zunahme der Zahl von Menschen mit Behinderungen und eine wachsende Nachfrage nach inklusiver Mode angetrieben. Es wird erwartet, dass der globale Markt für adaptive Kleidung bis 2026 fast 400 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Andere Prognosen schätzen den globalen Markt für adaptive Kleidung im Jahr 2022 auf etwa 1,259 Milliarden US-Dollar, mit einem prognostizierten Wachstum auf 2,117 Milliarden US-Dollar bis 2030 (CAGR 6,7 %), oder auf 376 Millionen US-Dollar bis 2027 (CAGR 4,3 %). Dieser wachsende Markt bietet enorme Chancen für Marken, die bereit sind, in inklusives Design und Technologien zu investieren, um die Bedürfnisse eines bedeutenden, aber oft übersehenen Teils der Verbraucher zu erfüllen.

Quellen

  • GLAMOUR

  • What Inclusive Design Really Looks Like

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