Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereitet die Einführung einer umfassenden digitalen Wissenssammlung für traditionelle, komplementäre und integrative Medizin vor. Diese "Traditional Medicine Global Library" (TMGL) soll im Dezember 2025 veröffentlicht werden und fällt mit dem bevorstehenden WHO Global Summit on Traditional Medicine in Neu-Delhi, Indien, zusammen.
Die Initiative zielt darauf ab, die traditionelle Medizin stärker in wissenschaftliche und politische Diskussionen einzubinden, da sie bisher oft unterrepräsentiert war. Die TMGL soll vielfältige Informationen über traditionelle Heilmethoden weltweit sammeln, bewahren und zugänglich machen. Dies steht im Einklang mit der WHO Global Traditional Medicine Strategy 2025–2034, die im Mai 2025 von den WHO-Mitgliedstaaten genehmigt wurde, die eine solide Wissensbasis durch kontextsensitive Forschung und die Achtung indigener Wissenssysteme fördert.
Die globale Bedeutung traditioneller Medizin wird zunehmend anerkannt. Sie wird von etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung genutzt. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern bildet sie die Grundlage der Gesundheitsversorgung für bis zu 80 Prozent der Bevölkerung. Etwa 40 % der modernen Medikamente sind natürlichen Ursprungs. Die WHO betont jedoch die Notwendigkeit weiterer Forschung zur Gewährleistung der therapeutischen Wirksamkeit und Sicherheit traditioneller Praktiken und pflanzlicher Mittel.
Der bevorstehende WHO Global Summit on Traditional Medicine in Neu-Delhi, der vom 2. bis 4. Dezember 2025 stattfindet, wird eine Plattform für den Austausch über wissenschaftliche Innovationen, den Schutz der Biodiversität und die Potenziale künstlicher Intelligenz im Bereich der traditionellen Medizin bieten. Die Veranstaltung wird die Umsetzung der WHO Traditional Medicine Strategy 2025–2034 vorantreiben. Zur Vorbereitung des Gipfels und zur Entwicklung der Strategie wurden 15 Experten aus den Bereichen traditionelle Medizin, öffentliche Gesundheit und Politik ernannt.
Die TMGL wird eine umfangreiche Wissensbasis darstellen und hat bereits in der ersten Jahreshälfte 2025 über 1,5 Millionen Datensätze integriert, darunter Evidenzkarten, Fachzeitschriften und Multimedia-Sammlungen. Sechs vernetzte regionale Portale und 194 Länderseiten sind ebenfalls Teil der Bibliothek, die den Zugang zu Gesundheitsinformationen und Forschungsergebnissen weltweit erweitert.