Projekt EPIONE: Oxford startet sechsjähriges Hirn-Engineering-Programm zur Bekämpfung chronischer Schmerzen

Bearbeitet von: Maria Sagir

Die Universität Oxford hat das ambitionierte, sechsjährige Forschungsprogramm EPIONE ins Leben gerufen, das mit einer beeindruckenden Finanzierung von 11 Millionen Pfund Sterling ausgestattet ist. Diese Initiative, deren Ankündigung Mitte Oktober 2025 erfolgte, verfolgt das Kernziel, die Behandlung chronischer Schmerzen grundlegend zu revolutionieren. Dies soll durch den Einsatz systemischer Ingenieurswissenschaften geschehen, um gezielt jene neuronalen Netzwerke im Gehirn zu beeinflussen, die für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich sind.

Chronische Schmerzen stellen weiterhin ein massives Gesundheitsproblem dar, das bis zu der Hälfte der erwachsenen Bevölkerung Großbritanniens betrifft. Diese weitreichende Prävalenz unterstreicht die dringende Notwendigkeit innovativer Lösungsansätze. Die Methodik von EPIONE basiert auf der entscheidenden Erkenntnis, dass chronische Schmerzen oft auf Verarbeitungsstörungen im Gehirn selbst zurückzuführen sind und nicht ausschließlich auf periphere Gewebeschäden. Geleitet wird dieses bahnbrechende Vorhaben von zwei herausragenden Fachleuten: Professor Tim Denison, bekannt für seine Entwicklungen im Bereich bioelektronischer Systeme für neuronale Netzwerke, und Professor Ben Seymour, dessen Labor sich auf die rechnergestützte und systemische Neurowissenschaft der Schmerzen konzentriert.

Innerhalb des Konsortiums, zu dem die Universität Cambridge, die Universität Glasgow, UCL sowie Kliniken des National Health Service (NHS) gehören, ist die Entwicklung hochmoderner therapeutischer Systeme geplant. Diese Systeme sollen starre Dosierungen traditioneller Medikamente ablösen. Erwartet wird die Schaffung adaptiver Gehirnimplantate, die in der Lage sind, in Echtzeit auf Schmerzsignale zu reagieren. Hinzu kommen implantierbare, geschlossene Kreislaufsysteme zur Medikamentenabgabe, die eine automatische Korrektur der Therapie ermöglichen. Darüber hinaus werden nicht-invasive Verfahren wie die Ultraschall- und Magnetstimulation erforscht.

Professor Denison hob die Synergie hervor, die durch die Zusammenführung weltweit führender Experten zur Entwicklung dieser adaptiven Lösungen entsteht. Professor Seymour betonte, dass EPIONE darauf abzielt, unterschiedliche Fachkenntnisse zu integrierten Therapiesystemen zu vereinen, die reif für die klinische Anwendung sind. Ein essenzieller Aspekt ist dabei die aktive Einbeziehung der Patienten in den Entwicklungsprozess, wodurch die praktische Anwendbarkeit der Technologien gewährleistet wird. Das Projekt, finanziert durch den Engineering and Physical Sciences Research Council (EPSRC), markiert einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel: Der Fokus verschiebt sich von der Bekämpfung der Schmerzreflexion hin zur feinen Justierung der inneren Entstehungsmechanismen. Dies eröffnet Millionen von Menschen, die unter anhaltendem Unbehagen, einschließlich neuropathischer Schmerzen, leiden, völlig neue Perspektiven.

Quellen

  • Oxford Mail

  • New Oxford-led project aims to revolutionise chronic pain treatment

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