Entgegen der landläufigen Meinung ist der Körper auch im Schlaf aktiv und führt über Nacht entscheidende Prozesse durch. Jüngste Forschungen haben spezifische Neuronen im Hypothalamus identifiziert, die eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels während des Schlafs spielen.
Eine im August 2025 in der Fachzeitschrift Molecular Metabolism veröffentlichte Studie enthüllte, dass eine bestimmte Gruppe von Neuronen im Hypothalamus dazu beiträgt, einen stabilen Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten. Diese Neuronen befinden sich im ventromedialen Nucleus des Hypothalamus, einer Region, die für grundlegende Körperfunktionen wie Schlaf, Hunger und Körpertemperatur zuständig ist. Während der ersten Schlafstunden aktivieren diese Neuronen einen Fettverbrennungsprozess, der eine ausreichende Energieversorgung für Gehirn und Körper während der Nacht gewährleistet. Dieser Mechanismus ist besonders wichtig in kurzen Fastenperioden, wie sie in den frühen Stadien des Schlafs auftreten.
Der Abbau von Fetten produziert Glycerin, eine Substanz, die der Körper in Zucker umwandeln kann. Forscher der University of Michigan beobachteten, dass die künstliche Aktivierung spezifischer Neuronen (VMH Cckbr-Neuronen) bei Mäusen zu einem Anstieg ihrer Glycerinspiegel führte. Diese Entdeckung hat erhebliche Auswirkungen auf das Verständnis von Stoffwechselerkrankungen wie Prädiabetes. Personen mit Prädiabetes können nachts aufgrund überaktiver Hypothalamus-Neuronen einen erhöhten Fettabbau erfahren, was zu einem höheren Blutzuckerspiegel führt.
Die Forschung zeigt, dass die Glukosekontrolle kein einfacher Ein- und Ausschalter ist, wie bisher angenommen. Verschiedene Neuronengruppen arbeiten zusammen und aktivieren sich nach Bedarf. Unter normalen Bedingungen ermöglichen sie feinere Anpassungen. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für neuartige therapeutische Ansätze bei Stoffwechselerkrankungen, einschließlich Prädiabetes, ebnen und ein tieferes Verständnis der komplexen Regulierung des Blutzuckerspiegels während des Schlafs ermöglichen.
Die Studie der University of Michigan, die im Journal Molecular Metabolism veröffentlicht wurde, hat ein bisher verborgenes Netzwerk von Gehirnzellen beleuchtet, das als stiller Wächter fungiert und während der Nacht unermüdlich daran arbeitet, dieses entscheidende Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Diese VMHCckbr-Neuronen im Hypothalamus regulieren den Blutzucker während alltäglicher Bedingungen, nicht nur in Notfällen. Sie verhindern nächtliche Hypoglykämien, indem sie die Lipolyse vorantreiben und Glycerin für die Glukosesynthese produzieren. Eine Überaktivität dieser Neuronen könnte zu erhöhtem Blutzucker beitragen und liefert neue Einblicke in die Progression von Diabetes. Die Entdeckung, dass das Gehirn aktiv den Blutzucker stabilisiert, nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch im alltäglichen Leben, unterstreicht die nuancierte Rolle des Gehirns für die Stoffwechselgesundheit.