Fünftes Jahrhundert Mosaik mit griechischer Inschrift in Şanlıurfa, Türkei, freigelegt

Bearbeitet von: Ирина iryna_blgka blgka

Archäologische Ausgrabungen in der historischen Hügelstätte von Şanlıurfa, genauer im Stadtteil Balıklıgöl, haben zu einer bemerkenswerten Entdeckung geführt: einem Mosaik, das auf ein Alter von etwa 1500 Jahren geschätzt wird und eine klare griechische Inschrift trägt. Dieses einzigartige Artefakt, das die Zeiten überdauert hat, wurde aus Tausenden winziger Steinchen, sogenannten Tesserae, gefertigt, die in den Farben Schwarz, Rot und Weiß gehalten sind. Die Handwerkskunst ist beeindruckend: Das Mosaik präsentiert ein komplexes, vielschichtiges Muster. Es vereint filigrane Darstellungen von Flora und Fauna mit strengen, präzisen geometrischen Formen. Dieser Fund ist nicht nur ein Zeugnis antiker Kunstfertigkeit, sondern dient auch als eindringliche Erinnerung daran, wie sich menschliche Erfahrungen und kulturelle Kontinuität über anderthalb Jahrtausende hinweg fortsetzen.

Die epigraphische Analyse der Inschrift, die in byzantinischer Schrift ausgeführt wurde, liefert faszinierende Details. Sie offenbart den Namen „Anakas“ und beinhaltet eine tief persönliche Bitte um göttlichen Schutz für ihn und seine gesamte Familie. Die Datierung des Mosaiks konnte von Experten präzisiert werden: Es entstand demnach in der Spätantike, spezifisch zwischen 460 und 495 nach Christus. Gökhan Kozmbe von der Universität Batman, der die Leitung der Ausgrabungen innehat, vermutet, dass das Kunstwerk einst den Boden eines bedeutenden sakralen Bauwerks zierte, möglicherweise einer Kirche oder eines Martyriums. Die Region stellte in dieser Ära einen vitalen Knotenpunkt dar, an dem sich verschiedenste Kulturen und Glaubensrichtungen kreuzten. Interessanterweise wurden in unmittelbarer Nähe auch zyklische Darstellungen identifiziert, die die vier Elemente symbolisieren. Kozmbe geht davon aus, dass diese Elemente strategisch an den Ecken des ursprünglichen Gebäudes positioniert waren, was wertvolle Rückschlüsse auf die damaligen rituellen und kosmologischen Vorstellungen zulässt.

Die Stadt Şanlıurfa, deren Ursprünge auf eine hellenistische Gründung durch die Seleukiden zurückgehen, trägt bis heute die Spuren dieses tief verwurzelten kulturellen Einflusses. Die griechische Schrift auf dem Mosaik ist ein unübersehbarer Beweis dieser historischen Verbindung. Darüber hinaus gewährt die Inschrift Einblicke in die soziale und religiöse Hierarchie der damaligen Gemeinde, indem sie namentlich einflussreiche Persönlichkeiten der Epoche erwähnt: den Priester Iliya, den Diakon Ravulos und einen Mann namens Kyros. Bürgermeister Hasan Silindak hob hervor, dass diese jüngsten Entdeckungen die historische Bedeutung von Şanlıurfa, das traditionell auch als „Stadt der Propheten“ bekannt ist, nachdrücklich bestätigen. Er betonte jedoch auch die Herausforderungen: Das historische Bauwerk erlitt durch das verheerende Erdbeben vom 6. Februar 2023 erhebliche Schäden, was die Notwendigkeit und Dringlichkeit der laufenden Konservierungs- und Sicherungsbemühungen massiv erhöht.

Um dieses kulturelle Erbe zu sichern, wurde das umfassende Wiederherstellungsprojekt für die Stätte im Jahr 2024 in Angriff genommen. Die ambitionierte Zielsetzung sieht vor, die Restaurierungsarbeiten bis zum Ende des Jahres 2026 abzuschließen, woraufhin die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Ein weiterer wichtiger Aspekt der aktuellen Forschung ist die Entdeckung von mindestens drei Gräbern in der Grabungszone. Es wird angenommen, dass diese Bestattungen in direktem Zusammenhang mit den Geistlichen oder Bediensteten des Gebäudes stehen. Diese Artefakte und Befunde bieten der Wissenschaft die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie die Menschen der Vergangenheit ihr Weltbild von Ordnung und Harmonie konstruierten und welche Strategien sie verfolgten, um Stabilität und Sicherheit für sich selbst und für nachfolgende Generationen zu gewährleisten.

Quellen

  • enikos.gr

  • GreekReporter.com

  • Reuters Connect

Haben Sie einen Fehler oder eine Ungenauigkeit festgestellt?

Wir werden Ihre Kommentare so schnell wie möglich berücksichtigen.