Erstmaliger wissenschaftlicher Nachweis der Pest in Edinburgh: DNA des Schwarzen Todes in den Überresten eines Teenagers aus dem 14. Jahrhundert

Bearbeitet von: Ирина iryna_blgka blgka

Ein Teenager – einer der 115 mittelalterlichen Leichen, die auf dem Gelände der St. Giles' Cathedral exhumiert wurden. Quelle: BBC / City of Edinburgh Council

Zum ersten Mal liegt in Edinburgh ein wissenschaftlicher Beweis für die Präsenz des Erregers der Beulenpest vor, der berüchtigten Seuche des Schwarzen Todes. Die Spuren des Bakteriums Yersinia pestis wurden im Zahnbelag eines Jugendlichen identifiziert, der im 14. Jahrhundert starb. Diese bahnbrechende Entdeckung ermöglicht es erstmals, einen Einwohner der schottischen Hauptstadt direkt mit einer der verheerendsten Pandemien der europäischen Geschichte in Verbindung zu bringen.

St Giles' Cathedral, 1647. Quelle: BBC / City of Edinburgh Council

Die sterblichen Überreste des jungen Mannes wurden bereits 1981 auf dem Gelände der St Giles’ Cathedral an der Royal Mile geborgen. Archäologen hatten damals 115 Skelette freigelegt, als sie Platz für neue Stufen im Inneren des Gotteshauses schufen. Nach Abschluss der Ausgrabungen wurden die Knochen im Stadtarchiv eingelagert und verblieben dort beinahe 45 Jahre lang, bis eine neue Forschungsphase unter Einsatz modernster Technologien begann.

Rekonstruktion eines Mannes aus dem XII. Jahrhundert. Quelle: BBC / Edinburgh College of Art

Ein Expertenteam führte eine Sequenzierung der alten DNA, eine Isotopenanalyse sowie eine Radiokarbondatierung durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten, dass der Jugendliche zwischen 1300 und 1370 gelebt hatte – also mitten in der Hochphase der Pestpandemie. John Lawson, Kurator für Archäologie beim Stadtrat von Edinburgh, bezeichnete dies als eine „aufregend wichtige Entdeckung“. Er hob hervor, dass der Teenager mit Sorgfalt und einzeln bestattet wurde, nicht in einem Massengrab, was für Opfer der Epidemie untypisch gewesen sei.

Die genetische Analyse, durchgeführt von Spezialisten des Francis Crick Institute in London, wies eindeutig die DNA von Yersinia pestis nach, dem Auslöser der Beulenpest. Da die Krankheit keine Spuren an den Knochen selbst hinterlässt, war der Nachweis nur mithilfe molekularer Methoden möglich. Lawson bemerkte dazu: „Wir wussten, dass der Schwarze Tod hier wütete, aber jetzt können wir eine konkrete Person damit in Verbindung bringen.“

Die Pandemie des Schwarzen Todes, die Europa von 1347 bis 1353 heimsuchte, forderte schätzungsweise 50 Millionen Todesopfer. Ihre vorherrschende Form war die Beulenpest, die sich durch entzündete Lymphknoten und die Schwarzfärbung des Gewebes manifestierte – Merkmale, die der Krankheit ihren Namen gaben. Dank dieses neuen Fundes erhalten Forscher nun die einmalige Gelegenheit zu untersuchen, wie genau die Epidemie die Bevölkerung des mittelalterlichen Edinburgh beeinflusste.

Die Arbeit an den Überresten ist Teil des Projekts „Edinburgh 900“, das anlässlich des 900-jährigen Bestehens der Stadt ins Leben gerufen wurde. Auch die St Giles’ Cathedral, deren Gründung auf etwa 1124 datiert wird, feiert dieses Jubiläum. Die Untersuchung des Pest-Teenagers reiht sich in ein größeres Vorhaben ein, bei dem Wissenschaftler der Universitäten Edinburgh, Aberdeen und Dundee Gesichtsrekonstruktionen von Bürgern erstellen, die zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert lebten.

Unter der Leitung von Dr. Maria MacLennan vom Edinburgh College of Art wurden bereits die Gesichter eines Mannes aus dem 12. Jahrhundert, einer Frau aus der Liebfrauenkapelle aus dem 15. bis 16. Jahrhundert sowie zweier Pilger aus dem 15. Jahrhundert rekonstruiert. Diese beeindruckenden Rekonstruktionen sind aktuell in der Ausstellung „Edinburgh’s First Burghers: Revealing the Lives and Hidden Faces of Edinburgh’s Medieval Citizens“ zu sehen, die noch bis Ende November in der Kathedrale läuft.

Margaret Graham, Leiterin der Abteilung für Kultur und Gemeinschaften des Stadtrats, betonte die enorme Bedeutung der Entdeckung des während des Schwarzen Todes verstorbenen Jugendlichen für das Verständnis der Geschichte Edinburghs. Sie erklärte, jede neue Untersuchung bringe die Wissenschaftler näher an die Erkenntnis, wer die ersten Bewohner der Stadt waren und wie sich ihr Schicksal gestaltete. Dies sei eine eindringliche Erinnerung daran, dass selbst nach sieben Jahrhunderten alte Überreste wieder lebendig werden können, indem sie Menschlichkeit und Erinnerung in vergangene Epochen zurückbringen.

Quellen

  • Mediafax.ro

  • Edinburgh 900 exhibition reveals the hidden lives of the first ‘Edinburghers’

  • Edinburgh - Dark History, Edinburgh – Other Arts & Culture | VisitScotland

  • Edinburgh Plague Medieval Haunted Ghost Yersinia pestis Black death

  • More skeletons discovered at medieval site in Edinburgh

  • Bones found in Edinburgh garden could be work of resurrectionists – The History Blog

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