Entdeckung von Mosaiken in Berat enthüllt frühchristliches Erbe Antipatreias

Bearbeitet von: Iryna Balihorodska blgka

Fragment eines Mosaikfrieses in der Grabkammer der Basilika Arapay, mit dem charakteristischen Motiv ineinander verflochtener Streifen. (Foto: JMR 18, 2025)

Jüngste archäologische Untersuchungen in der albanischen Stadt Berat, die in der Antike als Antipatreia bekannt war, eröffnen ein neues Kapitel im Verständnis ihrer frühchristlichen Vergangenheit. Die Entdeckung von zwei spätantiken Mosaikfußböden – einer im mittelalterlichen Kastell von Berat im Jahr 2012 und der zweite im unteren Stadtgebiet im Jahr 2018 – liefert seltene materielle Beweise für eine Epoche, die zuvor durch jahrhundertelange Zerstörung und anschließende Umbauten weitgehend verborgen lag.

Foto links: Ausgrabungen des Mosaiks in der Burg Berat. Foto rechts: seine Rekonstruktion mit segmentierten Paneelen und Bordüren. (Foto: JMR 18, 2025)

Diese Funde sind von entscheidender Bedeutung, da sie das anerkannte Erbe Berats erweitern. Bislang stand vor allem die berühmte osmanische Stadtstruktur im Fokus, die der Stadt ihren Platz auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes sicherte. Das im Inneren der Festung entdeckte Mosaik ist fragmentarisch erhalten und bedeckt eine Fläche von rund 20 Quadratmetern. Es zeichnet sich durch ein komplexes Dekor aus. Dazu gehören geometrische Bordüren, verschlungene Muster und Inschriften in griechischer Schrift. Dies deutet klar auf die Zugehörigkeit zu einer spätantiken Basilika hin, deren vollständiger architektonischer Grundriss noch zu rekonstruieren ist.

Fragment einer mosaikartigen Inschrift aus dem Raum 38 der Basilika B in Bilis, deren Text in griechischen Buchstaben in ein geometrisches Muster eingeschrieben ist. (Foto: JMR 18, 2025)

Der zweite, kleinere Mosaikboden, der unter späteren osmanischen Bauten in der Unterstadt zutage trat, birgt eine wichtige chronologische und theologische Verankerung. Seine griechische Inschrift enthält das Wort „Theotokos“ (Gottesgebärerin). Dieser Begriff wurde offiziell auf dem Ökumenischen Konzil von Ephesos im Jahr 431 n. Chr. festgeschrieben. Dies liefert einen direkten zeitlichen Anhaltspunkt, der belegt, dass der Boden nach 431 n. Chr. verlegt wurde. Es dient somit als wertvoller zeitlicher Marker und bestätigt die enge Anbindung der christlichen Gemeinschaft von Antipatreia an die doktrinären Entwicklungen, die im griechischsprachigen Raum des Oströmischen Reiches kursierten.

Ein vergleichender Blick auf die Motive zeigt, dass diese künstlerischen Stile Parallelen zu Funden in anderen bedeutenden spätantiken Zentren aufweisen. Dazu zählen Orte wie Butrint, Stobi, Bylis und Herakleia Lynkestis, die alle stark unter griechischem kulturellen und administrativen Einfluss standen. Die Verwendung von Kalkstein und Terrakotta-Tesserae, kombiniert mit Motiven wie achteckigen Gittern und Rankenmustern, demonstriert gemeinsame Traditionen, die sich über den gesamten Balkan- und Adriaraum erstreckten. Dies legt die Vermutung nahe, dass es eine regionale Mobilität von Mosaikkünstlern gab, welche Techniken und ästhetische Vorlieben verbreiteten und so eine einheitliche Bildsprache in der Region prägten.

Obwohl Berat heute primär für sein osmanisches Erscheinungsbild bekannt ist, unterstreichen diese Funde aus dem 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. die tiefe, vielschichtige historische Struktur der Stadt, die tief im frühen Christentum verwurzelt ist. Die Archäologen betonen die dringende Notwendigkeit systematischerer und umfassenderer Ausgrabungen, um die spätantiken Phasen Berats vollständig zu kartieren. Diese Entdeckungen belegen, dass die Stadt keineswegs isoliert war, sondern aktiv an breiteren religiösen und künstlerischen Netzwerken teilnahm, die den Balkan mit der Ägäis verbanden. Derzeit laufen die Arbeiten zur Dokumentation und Konservierung der Fundstücke auf Hochtouren, während man auf die Entscheidung des Nationalen Archäologischen Rates bezüglich der nächsten Schritte zur Erforschung dieses wichtigen Areals wartet.

Quellen

  • اليوم السابع

  • GreekReporter.com

  • Journal of Mosaic Research

  • Lovealbania

  • DergiPark

  • Patoko

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