Archäologen haben westlich von Nauendorf die Überreste einer bedeutenden frühmittelalterlichen slawischen Siedlung freigelegt. Die Entdeckung gewährt wertvolle Einblicke in das Leben und die Bräuche der damaligen Bevölkerung.
Die Ausgrabungen, die im Zuge von Bauarbeiten stattfanden, haben bereits über 600 Artefakte zutage gefördert. Darunter befinden sich Fundamente von Grubenhäusern, Öfen, Herdstellen und Brunnen, die auf eine gut organisierte Gemeinschaft schließen lassen. Die Siedlung erstreckte sich über eine Fläche von 120 mal 40 Metern und weist eine klare räumliche Gliederung auf. Die Entwicklung der Siedlungsstruktur spiegelt gesellschaftliche Veränderungen wider: Ursprünglich von größeren Einheiten geprägt, wandelte sich die Struktur im Laufe der Zeit hin zu kleineren Gehöften, die individuelle Familienverbände repräsentieren. Diese Transformation deutet auf eine Verschiebung von gemeinschaftlichen Lebensformen hin zu stärker abgegrenzten Haushalten.
Ein besonders aufschlussreicher Fund ist die Grabstätte 1142. Sie umfasst ein Steingrab mit einer Steinplatte, unter der die Überreste eines Kindes in einer kleineren Steinkiste lagen. Darüber gefundene, ungeordnete menschliche Gebeine deuten auf spätere Störungen früherer Bestattungen hin. Die Entdeckung von Tierbestattungen, wie die eines gezielt innerhalb der Siedlung platzierten erwachsenen Hundes und einer weiteren Tierbestattung in einem Graben, bereichert das Verständnis des täglichen Lebens und möglicher ritueller Praktiken.
Diese Funde ergänzen das Bild einer Gesellschaft im Wandel, die sich von anfänglich befestigten Siedlungen hin zu integrierten christlichen Gemeinschaften entwickelte und sich an die politischen sowie religiösen Umwälzungen des mittelalterlichen Europas anpasste. Die archäologischen Funde in Nauendorf illustrieren Veränderungen in der Siedlungsorganisation während des frühen Mittelalters und zeigen, wie Gemeinschaften ihre Lebensweise an die jeweiligen gesellschaftlichen und religiösen Gegebenheiten anpassten.