Archäologen, darunter Maria Guagnin vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Deutschland, Faisal Al-Jibrin von der Saudi-Kommission für Archäologie und Kulturerbe sowie Keri Shipton vom University College London, haben in der saudischen Nefud-Wüste 62 Tafeln mit 176 Felsgravuren entdeckt, die Einblicke in eine 12.000 Jahre alte symbolische Landschaft geben. Diese Kunstwerke, die Tiere wie Kamele (oft männliche in Brunftstimmung), Wildesel, Pferde, Stiere, Antilopen (einschließlich Gazellen), Steinböcke und Strauße in ihrer natürlichen Größe darstellen, stammen aus einer Zeit zwischen 12.800 und 11.400 Jahren vor heute. Damals erlebte die Region nach einer extremen Dürreperiode eine Wiederkehr saisonaler Wasserstellen, was das Leben in der Wüste ermöglichte. Die Forscher vermuten, dass diese „Steingalerien“ weit mehr als nur Dekoration waren und als Symbole für Präsenz, Zugang und kulturelle Identität dienten, indem sie auf Wasserquellen und Migrationsrouten hinwiesen.
Die nun entdeckten Gravuren, die teilweise an schwer zugänglichen Stellen, wie etwa 39 Meter über dem Wüstenboden, angebracht wurden, zeugen von der Geschicklichkeit und dem tiefen Verständnis der damaligen Bewohner für ihre Umwelt. Die Darstellungen, darunter oft männliche Kamele in Brunftstimmung, deuten auf eine Verbindung zur Regenzeit und zu Wasseransammlungen hin. Die Technik der Lumineszenzdatierung half bei der Altersbestimmung der Gravuren und der dazugehörigen einfachen Steinwerkzeuge.
Diese Funde erweitern das Verständnis der frühen menschlichen Besiedlung und Anpassungsfähigkeit in anspruchsvollen Umgebungen. Sie deuten darauf hin, dass die Region um 2000 Jahre deutlich früher besiedelt war, als bisher angenommen, was die Fähigkeit früher Gemeinschaften unterstreicht, sich an extreme klimatische Bedingungen anzupassen. Entdeckte Artefakte wie Steinspeere im levantinischen Stil, grünes Pigment und Muschelperlen untermauern diese Annahmen über weitreichende Verbindungen und mögliche Kontakte mit Kulturen der Levante. Die Felskunst diente nicht nur der Navigation und der Markierung von Territorien, sondern war auch ein Ausdruck von Wissen und Tradition, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Die Entdeckungen, die im Rahmen des Green Arabia Projects gemacht wurden, umfassen Gravuren an den Standorten Jebel Arnaan, Jebel Mleiha und Jebel Misma. Diese Funde liefern wertvolle Informationen über die Kultur und Lebensweise der antiken Gemeinschaften in der Nefud-Wüste und zeigen eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und eine ausgeklügelte Nutzung der Ressourcen.