Zwei evolutionäre Meilensteine ermöglichten den aufrechten Gang des Menschen

Bearbeitet von: Katia Remezova Cath

Eine bahnbrechende Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift Nature, hat zwei entscheidende evolutionäre Anpassungen identifiziert, die unseren Vorfahren die Entwicklung des aufrechten Gangs ermöglichten. Forscher der Harvard University analysierten embryonales Gewebe von Menschen und anderen Primaten, um die Transformation des Beckens im Laufe der Evolution zu verstehen. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die tiefgreifenden Veränderungen, die den Menschen von anderen Arten unterscheiden.

Der erste fundamentale Wandel betraf die Neuausrichtung der Wachstumsfugen im Becken während der embryonalen Entwicklung. Diese Verschiebung verwandelte das Ilium, den oberen Teil des Beckens, von einer hohen, schmalen Form in eine breitere, gekrümmte Struktur, was das Gleichgewicht und die Effizienz der Fortbewegung maßgeblich verbesserte. Die Studie hebt hervor, dass diese Neuausrichtung der Wachstumsfuge um 90 Grad erfolgte, wodurch das Becken kurz und breit anstatt hoch und schmal wurde. Dies geschah bereits am 53. Entwicklungstag und unterscheidet sich grundlegend von der Entwicklung bei anderen Primaten.

Die zweite wesentliche Veränderung war eine Verzögerung der Verknöcherung des Beckens. Dieser Prozess, bei dem Knorpel in Knochen umgewandelt wird, erlaubte die Geburt von Säuglingen mit größeren Gehirnen, ohne die für den aufrechten Gang notwendige Anatomie zu beeinträchtigen. Diese Anpassung, die vermutlich in den letzten zwei Millionen Jahren stattfand, war entscheidend für die Entwicklung des menschlichen Gangs und die Fähigkeit, Werkzeuge zu nutzen. Die Verzögerung der Ossifikation, bei der die Verknöcherung des Inneren des Knochens um 16 Wochen später einsetzt, ermöglichte es dem Becken, seine Form während des Wachstums beizubehalten und eine komplexere Geometrie zu entwickeln.

Die Forschung identifizierte über 300 Gene, insbesondere regulatorische Elemente, die an diesen Entwicklungen beteiligt sind. Gene wie SOX9 und PTH1R spielen eine Schlüsselrolle bei der Neuausrichtung der Wachstumsfuge, während RUNX2 die Veränderung der Verknöcherung beeinflusst. Diese genetischen Anpassungen sind so fundamental, dass Fehlfunktionen dieser Gene zu Skelettfehlbildungen führen können, wie beispielsweise Campomelic Dysplasie, die zu abnormal schmalen Hüftknochen führt.

Diese evolutionären Schritte, die schätzungsweise vor 5 bis 8 Millionen Jahren begannen, als sich unsere Vorfahren von den afrikanischen Affen trennten, waren entscheidend für die menschliche Evolution. Sie ermöglichten nicht nur eine energieeffizientere Fortbewegung, sondern schufen auch die Grundlage für die Entwicklung größerer Gehirne. Die Fossilienfunde von Ardipithecus ramidus (vor etwa 4,4 Millionen Jahren) und Australopithecus afarensis (Lucy, vor etwa 3,2 Millionen Jahren) zeigen bereits frühe Anzeichen dieser Beckenanpassungen, was darauf hindeutet, dass die Veränderung der Iliumform bereits zu dieser Zeit im Gange war. Die Erkenntnisse dieser interdisziplinären Studie, die Genetik, Embryonalentwicklung und Paläontologie vereint, bieten tiefere Einblicke in die Mechanismen, die zu einzigartigen anatomischen Merkmalen des Menschen führten. Sie unterstreichen, wie geringfügige Variationen in der Entwicklung zu signifikanten evolutionären Fortschritten führen können und wie diese Veränderungen die Entwicklung der menschlichen Spezies maßgeblich geprägt haben.

Quellen

  • L'Eco di Bergamo

  • Reuters

  • Harvard Gazette

  • Science

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