Ribosomale RNA (rRNA): Ein gemeinsamer molekularer Nenner bei neuropsychiatrischen Erkrankungen

Bearbeitet von: Katia Cherviakova

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben spezifische, wiederkehrende Muster in den Sequenzen der ribosomalen RNA (rRNA) identifiziert, die eine konsistente Korrelation mit einer Reihe schwerwiegender neurologischer und psychiatrischer Entwicklungsstörungen aufweisen. Im Zentrum dieser Untersuchung stehen Zustände wie Autismus, die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die bipolare Störung sowie die Schizophrenie. Diese Resultate legen nahe, dass die rRNA, welche lange Zeit primär als bloße Strukturkomponente betrachtet wurde, eine weitaus bedeutendere Rolle bei der feingliedrigen Genregulation spielt, insbesondere bei jenen Genen, die mit diesen komplexen Störungsbildern in Verbindung stehen.

Die umfassende Studie, geleitet von Dr. Isidor Rigusos und seinem Forschungsteam an der renommierten Universität Thomas Jefferson, umfasste eine detaillierte Analyse des gesamten menschlichen Genoms. Die Wissenschaftler stießen auf rekurrente rRNA-Motive, die sich gehäuft in Genen fanden, deren Funktion unmittelbar mit der Aktivität des Nervensystems verknüpft ist. Besonders hervorgehoben wurden dabei jene Gensegmente, die als kritisch für die Entstehung der genannten neuropsychiatrischen Leiden markiert sind. Die bahnbrechenden Ergebnisse dieser fundamentalen Forschung wurden im Oktober 2025 in der Fachzeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ veröffentlicht. Dies markiert den Beginn eines neuen Kapitels im Verständnis, wie nicht-protein-kodierendes genetisches Material die Steuerung zerebraler Funktionen beeinflussen kann.

Die bemerkenswerte Konservierung dieser Muster unterstreicht ihre tiefgreifende evolutionäre Relevanz. Ihre Präsenz konnte nicht nur beim Menschen, sondern auch in der ribosomalen RNA von Mäusen, Fruchtfliegen und Würmern nachgewiesen werden. Dr. Rigusos hob die erstaunliche Stabilität dieser Struktur über Jahrmillionen der Evolution hervor. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Motiven keineswegs um zufällige Vorkommen handelt, sondern um fundamentale, essenzielle Elemente, die grundlegende biologische Prozesse steuern. Die Entdeckung dieser gemeinsamen rRNA-Motive liefert zudem eine Erklärung für die häufig beobachtete Komorbidität – das gleichzeitige Auftreten von Autismus, ADHS, bipolarer Störung und Schizophrenie. Es ist plausibel, dass eine gemeinsame molekulare Achse der Grund dafür ist, dass diese scheinbar unterschiedlichen Zustände so oft gemeinsam in Erscheinung treten.

Obwohl die exakten Mechanismen, durch die diese rRNA-Motive die Genregulation beeinflussen, noch weiterer Klärung bedürfen, legen die aktuellen Daten eine dringende Notwendigkeit nahe, die Rolle der rRNA als potenzielles Ziel für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze zur Modulation neurobiologischer Prozesse eingehend zu untersuchen. Der Fokus verschiebt sich somit von den rein protein-kodierenden Bereichen hin zu diesen unsichtbaren, aber mächtigen regulatorischen Systemen. Zusätzliche molekulargenetische Untersuchungen bekräftigen die Wichtigkeit der RNA bei der Regulierung der psychischen Gesundheit. Beispielsweise konnte durch die Analyse des Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP) festgestellt werden, dass allgemeine Genvariationen einen signifikanten Anteil dieser Störungen erklären können, etwa bis zu 28% der Fälle bei ADHS.

Quellen

  • Technology Networks

  • Technology Networks

  • Comprehensive profiling of small RNAs and their changes and linkages to mRNAs in schizophrenia and bipolar disorder

  • Non-Coding RNAs in Neurodevelopmental Disorders—From Diagnostic Biomarkers to Therapeutic Targets: A Systematic Review

Haben Sie einen Fehler oder eine Ungenauigkeit festgestellt?

Wir werden Ihre Kommentare so schnell wie möglich berücksichtigen.