Astronomen haben in der Galaxie NGC 4945, die sich etwa 11 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, ein außergewöhnliches und rätselhaftes kosmisches Objekt entdeckt. Dieses Objekt, von einem Team unter der Leitung von Elena Shablovinskaia vom Institut für Astrophysikalische Studien der Universität Diego Portales in Chile als „Punctum“ bezeichnet, wurde mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) identifiziert.
Punctum zeichnet sich durch seine bemerkenswerte Leuchtkraft aus und übertrifft die Energieabgabe typischer Magnetare um das 10.000- bis 100.000-fache und die von Mikrolquasaren um etwa das 100-fache. Seine Intensität ist nur mit dem Krebsnebel unter den stellaren Quellen unserer Galaxie vergleichbar. Die Beobachtungen zeigen, dass Punctum ausschließlich im Millimeter-Radiobereich sichtbar ist und im sichtbaren Licht oder Röntgenstrahlen nicht nachweisbar ist. Diese Eigenschaft deutet auf ein stark strukturiertes Magnetfeld hin, was darauf schließen lässt, dass die emittierte Strahlung wahrscheinlich Synchrotronstrahlung ist. Die hohe Polarisation des von Punctum emittierten Lichts bestätigt diese Annahme und deutet auf eine geordnete magnetische Struktur hin, die bei größeren Himmelskörpern oft fehlt. Obwohl die Hypothese eines Magnetars oder eines Supernovaüberrests in Betracht gezogen wurde, erklärt keine davon Punctums beobachtete Eigenschaften vollständig. Die Leuchtkraft von Punctum im Millimeterwellenbereich übersteigt deutlich die eines typischen Magnetars, und im Gegensatz zu ausgedehnten Supernovaüberresten wie dem Krebsnebel ist Punctum kompakt. Seine konstante Helligkeit über mehrere Beobachtungen hinweg schließt auch vorübergehende Phänomene wie Sternenausbrüche aus. Diese einzigartigen Merkmale legen nahe, dass Punctum eine neue Klasse astrophysikalischer Körper darstellen könnte, die bisher aufgrund technologischer Einschränkungen unentdeckt blieb.
Die Entdeckung unterstreicht die Bedeutung von hochmodernen Instrumenten wie ALMA für die Enthüllung bisher verborgener kosmischer Phänomene. Um die Natur von Punctum besser zu verstehen, planen Astronomen weitere Beobachtungen mit ALMA und dem James Webb Space Telescope (JWST). Sollte das JWST dieses Objekt im Infrarotbereich entdecken, könnten seine überlegene Auflösung und sein breites Spektralbereich entscheidende Hinweise auf seine Zusammensetzung und sein Verhalten liefern. Die Entdeckung von Punctum verdeutlicht die Komplexität und Vielfalt kosmischer Objekte und unterstreicht die fortlaufende Bedeutung der Forschung für ein besseres Verständnis unseres Universums.