Die Lovelock-Höhle in Nevada ist Schauplatz einer faszinierenden Sage, die von den Paiute-Indianern überliefert wird und von riesenhaften, rothaarigen Kannibalen namens Si-Te-Cah erzählt. Diese mündlichen Überlieferungen, die erstmals im späten 19. Jahrhundert von Sarah Winnemucca Hopkins, der Tochter eines Paiute-Häuptlings, dokumentiert wurden, beschreiben einen kriegerischen Stamm, der die umliegenden Stämme terrorisierte.
Die Legende besagt, dass die vereinten Paiute-Stämme die Si-Te-Cah nach jahrelangen Konflikten in die Lovelock-Höhle trieben, wo sie durch ein Feuer am Höhleneingang vernichtet wurden. Die Entdeckung von menschlichen Überresten und zahlreichen Artefakten in der Lovelock-Höhle ab 1911, zunächst durch Guano-Minenarbeiter, befeuerte die Vorstellung von Riesen. Frühe Berichte und spätere Erzählungen sprachen von mumifizierten Überresten, die eine Größe von bis zu 3 Metern erreichten und auffallend rotes Haar besaßen. Gefundene Artefakte wie Sandalen, die über 38 cm lang waren, trugen zur Mystik bei.
Wissenschaftliche Untersuchungen werfen jedoch ein anderes Licht auf die Funde. Anthropologen deuten darauf hin, dass die rötliche Haarfarbe der Mumien eher auf Umwelteinflüsse wie chemische Reaktionen mit dem Erdreich oder den natürlichen Abbau von Haarpigmenten über Jahrtausende zurückzuführen ist, anstatt auf eine angeborene Haarfarbe. Auch die angeblichen Riesenmaße werden relativiert: Studien, wie eine aus den 1970er Jahren der University of Nevada, legen nahe, dass die Individuen eher um die 1,80 Meter groß waren – für die damalige Zeit überdurchschnittlich, aber keine Riesen im mythischen Sinne. Die Anthropologin Adrienne Mayor spekuliert, dass fehlinterpretierte Knochen von großen prähistorischen Tieren, wie Mammuts oder Höhlenbären, die in der Region vorkommen, zur „Riesen“-Interpretation beigetragen haben könnten.
Radiokarbondatierungen von Materialien aus der Lovelock-Höhle datieren die menschliche Besiedlung auf einen Zeitraum zwischen etwa 1500 v. Chr. und 1500 n. Chr. Diese Zeitspanne passt zu bekannten Kulturen des Großen Beckens, stützt jedoch nicht die Existenz einer Riesenrasse. Die Legende der Si-Te-Cah bleibt ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes der Paiute, doch die archäologischen Beweise bestätigen keine Rasse von rothaarigen Riesen. Die Funde aus der Lovelock-Höhle bieten vielmehr wertvolle Einblicke in das Leben und die Bräuche der prähistorischen Bewohner der Region und verdeutlichen, wie mündliche Überlieferungen und archäologische Entdeckungen zu fesselnden Erzählungen verschmelzen können, die bis heute faszinieren.