Tierische Überlebensstrategien: Wie heimische Wildtiere dem Winter trotzen
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Wenn die kalte Jahreszeit mit Frost und Schnee anbricht, stehen heimische Wildtiere vor einer existenziellen Prüfung. Die Natur hat für diese Zeit der Knappheit tiefgreifende Anpassungsmechanismen entwickelt, die Lebewesen entweder in einen Zustand tiefer Ruhe versetzen oder sie zu einer radikalen Neuausrichtung ihrer Lebensweise zwingen. Das Verständnis dieser Mechanismen offenbart die bemerkenswerte Resilienz des Lebens.
Viele Tiere bleiben aktiv und trotzen der Kälte durch physiologische Anpassungen. Wildkatzen, Füchse, Wildschweine, Wölfe sowie Rothirsche und Rehe bleiben während der Frostperiode auf den Beinen. Ihre Hauptstrategie ist die Isolierung durch ein dichteres Winterfell. Wildschweine nutzen ihre dichte Unterwolle zusätzlich zum Schutz vor Feuchtigkeit und suchen die Nähe zu Artgenossen im dichten Unterholz, um von gemeinsamer Wärme zu profitieren. Rothirsche zeigen eine bemerkenswerte Reduktion ihres Energiebedarfs: Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass sie ihre Verdauungsorgane verkleinern, um dem reduzierten Nahrungsangebot gerecht zu werden. Diese Organanpassung hält den Stoffwechsel auf Sparflamme, was durch eine stark reduzierte Herzfrequenz unterstützt wird, um die lebenswichtige Kernwärme zu bewahren. Die Tageslänge steuert diese inneren Umstellungen über das Hormon Melatonin.
Im Gegensatz dazu wählen andere Arten den Weg der tiefen Einkehr. Gartenschläfer, Haselmäuse, Alpenmurmeltiere und Hamster vollziehen einen echten Winterschlaf, bei dem der gesamte Stoffwechsel drastisch heruntergefahren wird, da jede unnötige Weckreaktion wertvolle Energiereserven verbraucht. Die Haselmaus zieht sich hierbei bis zu sieben Monate zurück. Kaltblüter wie Frösche, Schlangen und Eidechsen verfallen in eine Winterstarre, bei der die Körperfunktionen nahezu auf null reduziert werden, da ihre Temperatur direkt an die Umgebung gekoppelt ist.
Die achtsame Interaktion mit der Natur ist essenziell für das Gedeihen dieser Überlebenskünstler. Es ist ein Akt der Verantwortung, ruhende oder schlafende Tiere nicht zu beunruhigen; das Verweilen auf ausgewiesenen Pfaden im Wald respektiert ihren Rückzugsort. Laubansammlungen und Totholz in Gärten sind unverzichtbare Zufluchtsstätten für kleinere Wesen wie den Igel. Zudem ist es ratsam, Hunde in offenen Feldern an der Leine zu führen, um bodenbrütende Arten wie den Feldhasen nicht unnötig aufzuscheuchen. Eisvögel, die auf eisfreies Wasser angewiesen sind, benötigen ungestörte Jagdgebiete.
Hinsichtlich der Nahrungszufuhr ist die generelle Fütterung von Wildtieren in Wald und Feld nicht ratsam, da sie an ihre Selbstversorgung angepasst sind. Eine Ausnahme bilden Gartenvögel, die von einer regelmäßigen Versorgung mit frischem, sauberem Wasser, besonders bei Frost, profitieren können. Hierbei ist jedoch Mäßigung geboten: Überfütterung kann zur Rattenanziehung führen und durch Sauerstoffmangel in Teichen das ökologische Gleichgewicht stören.
Quellen
NWZ Online
Winteraktive Tiere - LBV Naturschwärmer
Tiere und Pflanzen im Winter: Jetzt ist mal Ruhe, oder? – DW – 01.02.2025
Vögel im Winter: So können Sie Wintervögeln helfen | PETA
Tiere im Winter - WWF Junior
Winterruhe? Diese Tiere können Sie trotzdem im Garten sehen
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