Der Nairobi-Nationalpark, Kenias erstes offizielles Schutzgebiet, stellt ein außergewöhnliches Phänomen dar: die Erhaltung der Wildnis in unmittelbarer Nachbarschaft einer ausgedehnten Metropole. Nur wenige Kilometer trennen diesen Naturraum vom geschäftigen Zentrum der Hauptstadt. Diese einzigartige Enklave erstreckt sich über eine Fläche von etwa 117 Quadratkilometern und dient als eindrucksvoller Beweis für die Möglichkeit einer harmonischen Koexistenz zwischen menschlicher Zivilisation und unberührter Natur. Es ist weltweit der einzige Nationalpark, der vollständig innerhalb der Stadtgrenzen liegt. Offiziell wurde der Park im Jahr 1946 gegründet und bietet seither das surreale Bild, wie die Schatten moderner Wolkenkratzer über die weite Savanne gleiten.
Mit Einbruch der Dämmerung wandelt sich die Atmosphäre des Parks grundlegend und eröffnet Besuchern die einmalige Gelegenheit, an nächtlichen Safaris teilzunehmen. In der Kühle der Nacht werden die Raubtiere aktiv. Dazu gehören Löwen, die auf die Jagd gehen, wobei das dominante Männchen des Rudels, bekannt unter dem Namen Kingfisher, oft erwähnt wird. Im Schein des Mondlichts können Reisende Zebras und Giraffen beobachten, die friedlich in der Nähe von Akazien ruhen, sowie Flusspferde und Büffel. Nächtliche Ausflüge erhöhen zudem die Chance, schwer fassbare Bewohner zu sichten, die tagsüber verborgen bleiben, wie Zibetkatzen, Galagos, Leoparden, Servale und Erdferkel.
Dieses Territorium besitzt eine immense Bedeutung für den globalen Erhalt der Biodiversität. Insbesondere dient es als erfolgreiches und sicheres Refugium für das hochgefährdete Spitzmaulnashorn (Schwarzes Nashorn). Der Park beherbergt über 101 Individuen dieser Spezies und weist damit die höchste Dichte an Spitzmaulnashörnern in ganz Kenia auf. Dies macht ihn zu einem unverzichtbaren Zentrum für den Schutz dieses bedrohten Tieres. Die intensiven Schutzbemühungen, welche lückenlose Patrouillen rund um die Uhr und den Einsatz modernster Verfolgungstechnologien umfassen, haben den Nairobi-Nationalpark zu einem Musterbeispiel im erfolgreichen Kampf gegen die Wilderei gemacht. Diese Maßnahmen sind integraler Bestandteil einer umfassenden nationalen Strategie, dank der Kenia seine Spitzmaulnashorn-Population auf nahezu 1000 Tiere steigern konnte. Damit nimmt das Land weltweit den dritten Platz in Bezug auf den Bestand dieser Nashornart ein.
Trotz des stetig wachsenden Drucks, der durch die Expansion der städtischen Bebauung entlang der Parkgrenzen entsteht, arbeiten Naturschutzorganisationen und der Kenya Wildlife Service (KWS) unermüdlich daran, dieses sensible ökologische Gleichgewicht zu sichern. Besucher, die an den beliebten Nachtsafaris teilnehmen möchten, sollten aufgrund der hohen Nachfrage unbedingt im Voraus die genauen Zeiten erfragen und ihre Plätze buchen. Ein signifikanter Teil der Einnahmen aus diesen geführten Touren wird direkt zur Instandhaltung des Parks und zur Finanzierung seiner Naturschutzprogramme verwendet. Dies gewährleistet die langfristige Erhaltung dieses einzigartigen Naturwunders für zukünftige Generationen.