Ein außergewöhnlicher Fall: Border Collies adoptieren Ziegenbaby auf einem Bauernhof in Wiltshire

Bearbeitet von: Olga Samsonova

Die Studley Grange Farm Park in Wiltshire, England, wurde Schauplatz einer bemerkenswerten und herzerwärmenden Geschichte, die die üblichen Grenzen zwischen Tierarten infrage stellt und die Flexibilität tierischen Sozialverhaltens beleuchtet. Im Zentrum dieser Erzählung steht eine Miniaturziege namens Lil. Sie kam unter schwierigen Vorzeichen zur Welt, da sie bei der Geburt extrem schwach war. Diese physische Beeinträchtigung führte dazu, dass die Mutter das Neugeborene ablehnte – ein häufiges, wenn auch tragisches, Phänomen in der Tierwelt. Dieser Umstand bedrohte Lils Überleben unmittelbar und machte eine sofortige, intensive Pflege durch das Farmpersonal notwendig, um ihr Leben zu retten und die kritischen ersten Stunden zu überbrücken.

Unerwartete Hilfe kam jedoch aus einer völlig anderen Ecke des Tierreichs. In dieser kritischen Phase traten zwei Border Collies, Luna und Nya, auf den Plan und übernahmen de facto die Rolle von Ersatzeltern oder Ammen. Die Hunde umgaben das winzige Ziegenbaby mit großer Zuneigung und beispielloser Fürsorge. Sie widmeten sich der Pflege, indem sie Lil regelmäßig leckten und sie beschützten, als wäre sie ihr eigener Welpe. Dieses Verhalten, das weit über den normalen Instinkt eines Hütehundes hinausgeht, demonstrierte eine tief verwurzelte Fähigkeit zum Mitgefühl und zur interspezifischen Akzeptanz, die sich als direkte Reaktion auf den dringenden Bedarf des verlassenen Tieres an Geborgenheit manifestierte.

Die Zeit verging, und die ungewöhnliche Aufzucht zeigte bemerkenswerte Ergebnisse. Fünf Monate später hat Lil nicht nur die kritische Phase überstanden und überlebt, sondern sich auch vollständig in das Farmleben integriert. Dabei hat sie die Verhaltensweisen ihrer tierischen Zieheltern in erstaunlicher Weise übernommen. Julia Stewart, die Leiterin des Bauernhofs, beobachtete, dass die kleine Ziege eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Hunden entwickelt hat, nicht nur in der Art, wie sie sich bewegt, sondern auch in ihren sozialen Interaktionen. Dies geht so weit, dass Lil versucht, die Funktion eines Hirtenhundes zu imitieren. Sie ahmt die Bewegungen und das „Anpirschen“ der Schäferhunde beim Treiben der Schafe nach. Dieses ausgeprägte Nachahmungsverhalten ist ein klassischer und natürlicher Lernmechanismus, der bei Jungtieren, die in einer fremden sozialen Struktur aufwachsen, besonders stark ausgeprägt ist.

Der Fall von Lil dient als eindrucksvolles und wissenschaftlich interessantes Beispiel dafür, wie äußere Umstände und soziale Prägung als mächtige Katalysatoren für die Entwicklung neuer, unkonventioneller Verhaltensmuster wirken können. Anstatt strikt den artspezifischen, genetisch festgelegten Programmen zu folgen, fand das Tier einen Weg zur sozialen und emotionalen Harmonie durch tiefgreifende Anpassung. Da Lil in einer Umgebung mit dominanten, fremden Verhaltensmodellen aufwuchs, lernte sie, diese zu internalisieren. Diese Geschichte unterstreicht die bemerkenswerte Flexibilität und Fähigkeit von Tieren, die Unterscheidung zwischen „eigen“ und „fremd“ zugunsten eines gemeinsamen Bedürfnisses nach Geborgenheit, Zugehörigkeit und Überleben aufzuheben. Es ist ein lebendiger Beweis dafür, dass Fürsorge und Empathie keine Grenzen zwischen den Spezies kennen.

Quellen

  • O Antagonista

  • Studley Grange Garden & Leisure Park

  • STUDLEY GRANGE GARDEN AND LEISURE PARK (2025) All You Should Know BEFORE You Go (w/ Reviews)

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