Die tropischen Korallenriffe stehen aufgrund der anhaltenden Erwärmung der Ozeane an einem kritischen Wendepunkt. Diese Entwicklung signalisiert eine unmittelbare und existenzielle Bedrohung für diese lebenswichtigen marinen Ökosysteme. Laut dem neuen Bericht „Globale Kipppunkte“, der von einem internationalen Forscherkonsortium erstellt wurde, sind die Korallenriffe das erste von fünfundzwanzig anfälligen Systemen der Erde, das eine kritische Klimaschwelle überschritten hat. Dies ist keine ferne Zukunftsvision, sondern eine sich bereits entfaltende Realität, die dringendste Aufmerksamkeit erfordert.
Die im Bericht dargelegten Berechnungen verdeutlichen, dass der kritische Schwellenwert für das irreversible Absterben der Riffe bei einer mittleren globalen Erwärmung von etwa 1,2 Grad Celsius erreicht wird. Wissenschaftliche Schätzungen belegen, dass die globale Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bereits um 1,3 bis 1,4 Grad gestiegen ist. Infolgedessen gilt der Verlust dieser Ökosysteme, die sich über eine Fläche von rund 900.000 Quadratkilometern erstrecken, nun als höchstwahrscheinlich. Diese Riffe, die oft als „Regenwälder der Meere“ bezeichnet werden, sind die Lebensgrundlage für etwa ein Viertel aller Meereslebewesen. Ihr potenzielles Verschwinden hätte weitreichende, kaskadenartige Folgen für unzählige Arten und die von ihnen abhängigen menschlichen Gemeinschaften.
Tim Lenton von der Universität Exeter, der die Untersuchung leitete, hob hervor, dass die Menschheit in eine neue Klimaepoche eingetreten sei, in der sich Veränderungen mit beängstigender Geschwindigkeit vollziehen. Die von den Spezialisten der Universität Exeter durchgeführte Studie bewertete 400 Riffe im westlichen Atlantik. Die Prognose ist alarmierend: Bei Beibehaltung der derzeitigen Emissionsszenarien wird erwartet, dass über 70 % dieser Riffe bereits bis zum Jahr 2040 aufhören zu wachsen. Bei einer Erwärmung von 2°C wird sogar der Verlust nahezu aller Riffe vorhergesagt, was die Dringlichkeit der Emissionsreduzierung unterstreicht.
Die dringende Notwendigkeit einer global koordinierten Anstrengung wird im Mittelpunkt der kommenden Dreißigsten Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP30) stehen. Dieser wichtige Gipfel findet vom 10. bis 21. November 2025 in Belém, Brasilien, statt. Die Wahl des Veranstaltungsortes Belém, das sich im Herzen Amazoniens befindet, betont die direkte Verbindung zwischen dem Schicksal der Ozeane und dem der tropischen Wälder, die ebenfalls ihren kritischen Punkt erreichen. Ziel der Konferenz ist es, die Klimaverpflichtungen zu stärken und vorrangige Schritte zur Milderung der Folgen festzulegen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen.
Solche eindeutigen Signale unseres Planeten dienen als unmissverständlicher Aufruf zum kollektiven Erwachen und zur Übernahme von Verantwortung. Der erfolgreiche Umgang mit früheren globalen Herausforderungen, wie etwa dem Problem der Ozonschicht, demonstriert, dass gemeinsame und entschlossene Maßnahmen den Verlauf der Ereignisse ändern können. Dies erfordert eine tiefgreifende Neubewertung des menschlichen Handelns und die Wahl eines nachhaltigen Weges, der zu einer dauerhaften Harmonie mit den natürlichen Kreisläufen der Erde führt.