Am 17. Oktober 2025 wurde ein Ereignis bekannt, das eine signifikante Umwälzung im Personalgefüge der globalen Blockchain-Industrie darstellt. Dankrad Feist, ein hoch angesehener Forscher und einer der wichtigsten Entwickler der Ethereum Foundation, hat seinen Wechsel in eine Vollzeitstelle beim Projekt Tempo verkündet. Tempo ist eine Layer-1 (L1) Blockchain, die dezidiert auf den Zahlungsverkehr ausgerichtet ist und durch die Inkubation von Branchenriesen wie Stripe und Paradigm ins Leben gerufen wurde. Obwohl dieser Schritt in der Ethereum-Community für Diskussionen sorgte und teils mit Bedauern aufgenommen wurde, spiegelt er doch den übergeordneten Trend zur Spezialisierung im hochkomplexen Sektor der globalen Finanzabwicklung wider. Die Notwendigkeit, dedizierte Infrastrukturen für spezifische Anwendungsfälle zu schaffen, scheint die Motivation hinter dieser Entscheidung zu sein.
Feist, der seit 2019 maßgeblich an den Entwicklungen der Ethereum Foundation beteiligt war, hat insbesondere durch seine substanziellen Beiträge zur Sharding-Forschung und zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit tiefe Spuren hinterlassen. Trotz seines Wechsels wird er dem Ethereum-Protokoll weiterhin als wissenschaftlicher Berater zur Verfügung stehen und somit seine Expertise in beratender Funktion einbringen. Feist selbst beschrieb Tempo als ein Projekt, das den Idealen von Ethereum sehr nahestehe. Er betonte die Möglichkeit, dass der Open-Source-Code von Tempo in Zukunft wieder in das Ethereum-Ökosystem zurückfließen und somit der gesamten Gemeinschaft zugutekommen könnte – eine bemerkenswerte Perspektive der gegenseitigen Befruchtung. Seine technische Bedeutung für Ethereum wird durch seine Schlüsselrolle bei der Konzeption des Danksharding-Designs unterstrichen, welches essenziell für die Verbesserung der Skalierbarkeit von Layer 2 ist.
Tempo definiert sich als eine L1-Plattform, die von Grund auf für hochskalierbare, reale Finanzanwendungen optimiert wurde. Dies umfasst insbesondere den effizienten Umgang mit Stablecoins und die reibungslose Abwicklung von Mikrotransaktionen. Der entscheidende Unterschied zu vielen anderen Blockchain-Projekten liegt in der klaren Fokussierung auf die unternehmerische Einführung und die Integration in traditionelle Finanzsysteme, die sogenannten "traditionellen Finanzschienen", anstatt sich primär auf den dezentralen Finanzsektor (DeFi) zu beschränken. Die Attraktivität des Projekts für institutionelle Investoren manifestierte sich eindrücklich in der jüngsten Series-A-Finanzierungsrunde. Hierbei konnte Tempo beeindruckende 500 Millionen US-Dollar einsammeln, wodurch das Unternehmen eine Bewertung von 5 Milliarden US-Dollar erreichte. Die Runde wurde federführend von den Risikokapitalgebern Thrive Capital und Greenoaks geleitet. Darüber hinaus beteiligten sich weitere Schwergewichte wie Sequoia Capital, Ribbit Capital und SV Angel. Es ist festzuhalten, dass die ursprünglichen Inkubatoren, Stripe und Paradigm, in dieser spezifischen Finanzierungsrunde kein zusätzliches Kapital investierten, was die breite externe Unterstützung des Projekts hervorhebt.
Die strategische Notwendigkeit für eine Plattform wie Tempo wurde bereits im September deutlich, als Stripe öffentlich erklärte, dass die bestehenden Blockchain-Lösungen nicht ausreichend für die hohen Anforderungen von Stablecoins optimiert seien. Diese kritische Einschätzung lieferte den initialen Impuls für die intensive Entwicklung von Tempo. Das Projekt hat sich bereits eine breite Basis an Entwicklungspartnern gesichert, die die Relevanz der Plattform unterstreichen, darunter namhafte Organisationen wie OpenAI, Shopify, die Deutsche Bank und Visa. Der Wechsel von Feist wird in der Branche als ein klares strategisches Signal gewertet: Er bringt sein tiefes Fachwissen über die grundlegende Infrastruktur nun in die Entwicklung spezialisierter, extrem leistungsfähiger Lösungen ein. Das übergeordnete Ziel ist die Harmonisierung der digitalen und der traditionellen Finanzströme, um eine nahtlose globale Abwicklung zu ermöglichen und die Lücke zwischen Web3 und der etablierten Wirtschaft zu schließen.