Vom Staub befreit: Lange verschollenes Rubens-Gemälde „Christus am Kreuz“ für 3,41 Millionen Dollar versteigert
Bearbeitet von: alya myart
Ein lange Zeit als verschollen geglaubtes Barockgemälde von Peter Paul Rubens, betitelt „Christus am Kreuz“ und datiert auf das Jahr 1613, hat am 30. November 2025 einen neuen Besitzer gefunden. Die Versteigerung fand im renommierten Auktionshaus Osenat in Versailles statt. Das Werk erzielte einen Zuschlagspreis, der umgerechnet 3,41 Millionen US-Dollar entsprach (entsprechend 2,94 Millionen Euro), wobei diese Summe bereits die Gebühren und die Käuferprämie einschließt.
Peter Paul Rubens 'Christus am Kreuz', 1613
Dieses eindrucksvolle Kunstwerk, das den Gekreuzigten als Leichnam darstellt, war der Kunstwelt bisher lediglich durch Kupferstiche und Reproduktionen bekannt. Nach seiner Entstehung verschwand es fast spurlos aus dem öffentlichen Blickfeld. Die Wiederentdeckung erfolgte im September 2024 durch einen Zufall während einer routinemäßigen Begutachtung in einem Pariser Stadthaus, das gerade für einen Verkauf vorbereitet wurde. Der Auktionator Jean-Pierre Osenat selbst hatte zunächst eine Fehleinschätzung vorgenommen und das Gemälde der Werkstatt des Meisters zugeordnet. Eine solche Zuschreibung hätte den Wert drastisch reduziert, sodass der Preis zeitweise sogar unter 11.500 Euro hätte liegen können.
Die Echtheit dieses Meisterwerks wurde erst nach einer umfassenden wissenschaftlichen Analyse bestätigt. Diese Untersuchung umfasste moderne Verfahren wie Röntgenaufnahmen und eine detaillierte Pigmentanalyse. Eine tragende Rolle bei der Verifizierung spielte Professor Dr. Nils Büttner vom Centrum Rubenianum in Antwerpen, einer führenden Koryphäe auf dem Gebiet der Werke des flämischen Meisters. Die Experten hoben die Einzigartigkeit dieser Darstellung hervor: Es handelt sich um die einzige bekannte Kreuzigungsszene von Rubens, in der die Seitenwunde, aus der Blut und Wasser fließen, so explizit dargestellt ist – ein Motiv, das für den Künstler eher ungewöhnlich ist.
Die Provenienz des Gemäldes lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals erwarb es der französische akademische Maler William-Adolphe Bouguereau. Dessen Nachfahren bewahrten das wertvolle Tuch über Generationen hinweg auf, ohne sich der tatsächlichen Bedeutung und dem immensen Wert des Werkes bewusst zu sein. Die anfängliche Schätzung von Osenat lag bei maximal 2,33 Millionen Dollar (1 bis 2 Millionen Euro), doch das finale Ergebnis übertraf diese Erwartungen bei Weitem. Mit seinen Maßen von circa 105,5 mal 72,5 Zentimetern gehen Experten davon aus, dass das Werk eher für eine private Sammlung konzipiert wurde, anstatt für die dramatische Inszenierung in einer Kathedrale.
Die Rückkehr dieses Kunstwerks nach fast vier Jahrhunderten der Abwesenheit, in denen es nur durch zeitgenössische Abdrücke überlebte, ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie viele Schätze die Kunstgeschichte noch immer verbirgt. Dieser Verkauf stellt für das Auktionshaus Osenat, das sich auf Alte Meister spezialisiert hat, zweifellos einen der Höhepunkte der jüngeren Auktionsgeschichte dar. Es ist ein Triumph der Kunstdetektivarbeit und ein Beleg dafür, dass wahre Schätze manchmal nur darauf warten, wieder ans Licht geholt zu werden.
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Quellen
My Modern Met
Frankfurter Allgemeine
CBS News
CNN Newsource
WVIA
Aleteia
The Art Newspaper
FAZ
Christie's
Ketterer Kunst
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