Das Hochgeschwindigkeitsbahnprojekt Mumbai-Ahmedabad (MAHSR) verspricht eine revolutionäre Verkürzung der Reisezeit zwischen Indiens zentralen Wirtschaftszentren Mumbai und Ahmedabad. Die derzeitige Reisedauer von sechs Stunden soll auf etwas mehr als zwei Stunden schrumpfen. Dieses ehrgeizige Vorhaben wird von der National High-Speed Rail Corporation Limited (NHSRCL) geleitet, einer 2016 gegründeten Tochtergesellschaft der Indian Railways. Die Züge sollen Geschwindigkeiten von bis zu 320 km/h erreichen. Die Realisierung des Projekts stützt sich auf fortschrittliche Technologien, die in enger Zusammenarbeit mit Japan entwickelt wurden.
Die Bauarbeiten zeigen bemerkenswerte Ingenieursleistungen. Bisher wurden 323 Kilometer Viadukte und 399 Kilometer Stützpfeiler fertiggestellt, zusätzlich zu 211 Kilometern verlegtem Gleisunterbau. Die Ingenieure müssen komplexe geografische Herausforderungen meistern, darunter die Konstruktion eines 21 Kilometer langen Tunnels. Davon verlaufen anspruchsvolle sieben Kilometer direkt unter dem Meeresboden des Thane Creek. Für das Schienensystem wird die hochmoderne JL-Platten-Technologie eingesetzt, die auf der japanischen Shinkansen-Technologie basiert. Hierbei kommen vorgefertigte Betonplatten zum Einsatz, von denen jede etwa 3,9 Tonnen wiegt. Ein wichtiger Meilenstein war zudem die Fertigstellung der Brücke über den Fluss Daman Ganga, was den Baufortschritt in der Region Valsad erheblich beschleunigt.
Parallel zur Streckenführung wird die Infrastruktur modernisiert. Der Bahnhof Sabarmati wird zu einem multimodalen Verkehrsknotenpunkt umgestaltet. Sein Design ist eine Hommage an Mahatma Gandhis „Charkha“ (Spinnrad), während die Fassade mit einem beeindruckenden Wandgemälde des „Salzmarsches nach Dandi“ aus rostfreiem Stahl verziert ist. Die Gesamtkosten des Projekts werden auf rund 1,08 Billionen Rupien geschätzt. Die Finanzierung wird maßgeblich durch die Japan International Cooperation Agency (JICA) getragen, die 81 Prozent der Mittel bereitstellt. Im Rahmen dieser japanisch-indischen Partnerschaft findet auch eine umfassende Schulung indischer Ingenieure statt, die in Kooperation mit der japanischen Organisation JARTS durchgeführt wird.
Hinsichtlich des Zeitplans wird erwartet, dass der erste Abschnitt der Strecke, nämlich die Verbindung zwischen Surat und Bilimora, bereits 2026 den Betrieb aufnehmen kann. Der Eisenbahnminister Ashwini Vaishnaw hatte zuvor den Start des ersten Zuges für August 2027 in Aussicht gestellt. Die vollständige Inbetriebnahme des gesamten Korridors ist für das Jahr 2028 vorgesehen. Dieser Korridor umfasst insgesamt 12 Stationen und durchquert die Bundesstaaten Gujarat, Maharashtra sowie das Unionsterritorium Dadra und Nagar Haveli. Die endgültige Fertigstellung des Gesamtprojekts ist für Dezember 2029 terminiert.