Eine bahnbrechende Studie der Hebräischen Universität Jerusalem hat ein konsistentes zeitliches Muster in der menschlichen Sprache aufgedeckt, das über 48 verschiedene Sprachen hinweg beobachtet werden kann. Die Forscher stellten fest, dass Sprecher ihre Sprache natürlich in Intonationseinheiten (IUs) gliedern, die in einem bemerkenswert stabilen Intervall von etwa 1,6 Sekunden auftreten. Diese rhythmische Struktur ist nicht nur ein kulturelles Merkmal, sondern scheint tief in der menschlichen Kognition und Biologie verwurzelt zu sein, was auf einen universellen Mechanismus der menschlichen Kommunikation hindeutet.
Die in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Forschung analysierte über 650 Aufnahmen aus 27 verschiedenen Sprachfamilien, einschließlich Sprachen, die in isolierten Gemeinschaften gesprochen werden. Diese Intonationseinheiten, die durch synchronisierte Änderungen in Tonhöhe, Lautstärke und Dauer gekennzeichnet sind, spielen eine entscheidende Rolle bei der Erleichterung des Hörverständnisses, der Gesprächsführung und der effizienten Informationsverarbeitung. Die Entdeckung eines solchen universellen Rhythmus könnte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Bereiche haben.
Die Studie legt nahe, dass dieses Sprechtempo nicht nur eine kulturelle Eigenart ist, sondern fundamental in die menschliche Kognition und Biologie eingebettet ist. Professor Ayelet N. Landau vom University College London betonte, dass das Verständnis dieser zeitlichen Struktur interdisziplinäre Verbindungen zwischen Neurowissenschaften, Linguistik und Psychologie fördert. Die rhythmischen Muster ähneln den langsamen neuronalen Oszillationen, die für Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verständnis von grundlegender Bedeutung sind. Dies unterstreicht die tiefe Verbindung zwischen der Art und Weise, wie wir sprechen, und wie wir denken.
Darüber hinaus deutet die Forschung darauf hin, dass diese Intonationseinheiten eine ausgewogenere Informationslast über verschiedene Sprachen hinweg tragen könnten, im Gegensatz zu den schnelleren Rhythmen auf Silbenebene. Diese Erkenntnisse bieten vielversprechende Möglichkeiten zur Verbesserung von Spracherwerbstechniken, zur Weiterentwicklung von Sprachtechnologien und zur Entwicklung effektiverer Therapien für sprachbezogene Erkrankungen. Beispielsweise könnten Spracherkennungssysteme und Sprachverstehenssysteme von der Einbeziehung dieses IU-Timings profitieren, um synthetische Stimmen verständlicher zu machen, insbesondere in lauten Umgebungen oder bei langem Zuhören. Die Forschung des Teams, zu dem auch Dr. Maya Inbar und Professor Eitan Grossman von der Hebräischen Universität Jerusalem gehören, eröffnet neue Wege zum Verständnis der grundlegenden Mechanismen der menschlichen Kommunikation.