Sprachen spiegeln kulturelle Anliegen wider, bestätigt neue Studie

Bearbeitet von: Vera Mo

Eine neue Studie, die in den renommierten *Proceedings of the National Academy of Sciences* (PNAS) veröffentlicht wurde, bestätigt die tiefe Verbindung zwischen Sprache und der kulturellen Prägung ihrer Sprecher. Die Forschung von Charles Kemp und Temuulen Khishigsuren von der University of Melbourne in Zusammenarbeit mit Terry Regier von der University of California, Berkeley, analysierte den Wortschatzumfang von über 600 Sprachen in Bezug auf spezifische Themenbereiche. Die Ergebnisse zeigen, wie die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken, nicht nur Gedanken transportiert, sondern auch unsere Wahrnehmung der Welt formt.

Die Studie beleuchtet, wie Sprachen kulturelle Prioritäten widerspiegeln. So verfügen beispielsweise arabische, persische und australische Aborigine-Sprachen über eine reiche Terminologie zur Beschreibung von Wüstenlandschaften, während Sanskrit, Tamil und Thai detaillierte Vokabulare für Elefanten aufweisen. Überraschender sind jedoch Entdeckungen wie die Fülle an Wörtern für Gerüche in ozeanischen Sprachen, wie das Marshallesische, das präzise zwischen „melemel“ (dem Geruch von Blut) und „jatbo“ (dem Geruch nasser Kleidung) unterscheidet. Diese sprachlichen Nuancen sind keine Einschränkungen, sondern vielmehr Lenkungspfeile, die unseren Fokus auf bestimmte Aspekte der Realität lenken und so unser Erleben der Welt mitgestalten. Die Forschung stützt die Hypothese der linguistischen Relativität, die besagt, dass die Struktur einer Sprache unsere kognitiven Prozesse und unsere Weltsicht beeinflussen kann. Experten wie Victor Mair von der University of Pennsylvania erklären treffend: „Es setzt keine Grenzen, es lenkt.“ Lynne Murphy, Linguistin an der University of Sussex, fügt hinzu, dass „jede Sprache über alles sprechen kann“; der Unterschied liege in der kommunikativen Effizienz, nicht in der kognitiven Kapazität. So unterscheiden beispielsweise russische Sprecher feiner zwischen verschiedenen Blautönen als englische Muttersprachler, da ihre Sprache über separate Grundbegriffe für helleres und dunkleres Blau verfügt. Ebenso beeinflussen Sprachen, die räumliche Beziehungen primär über Himmelsrichtungen statt über Begriffe wie „links“ oder „rechts“ definieren, die Orientierungsfähigkeit ihrer Sprecher in ihrer Umgebung. Diese Erkenntnisse erinnern uns daran, dass unsere eigene Sprache keine neutrale Hülle für Gedanken ist, sondern ein lebendiger Spiegel unserer kulturellen Entwicklung und unserer gemeinsamen menschlichen Erfahrung.

Quellen

  • Futura

  • Table of Contents — April 15, 2025, 122 (15) | PNAS

  • Linguistic relativity: snow and horses

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