Forscher der University of Manchester haben in Zusammenarbeit mit dem Chester Zoo subtile Muster in der Lautäußerung von Vögeln entdeckt, die grundlegenden Regeln der menschlichen Sprache ähneln. Die Studie, veröffentlicht in PLOS Computational Biology, legt nahe, dass Vögel dazu neigen, kürzere Laute häufiger zu verwenden, was mit Zipf's Law of Abbreviation (ZLA) übereinstimmt. Dieses Gesetz besagt, dass häufig verwendete Wörter oder Laute tendenziell kürzer sind, um die Kommunikationseffizienz zu erhöhen.
Die Analyse von über 600 Vogelgesängen aus 11 Populationen von sieben verschiedenen Arten zeigte eine allgemeine Tendenz von Vögeln zur Bevorzugung kürzerer Laute. Allerdings wies nur eine der untersuchten Populationen starke Anzeichen einer Übereinstimmung mit dem ZLA-Muster auf. Dies steht im Einklang mit früheren Beobachtungen von Jack P. Hailman vor über drei Jahrzehnten, der feststellte, dass Schwarzmeisen zwar häufig kürzere Rufsequenzen produzierten, dies aber nicht streng nach ZLA erfolgte.
Während Menschen Wörter wie „Fernsehen“ zu „TV“ abkürzen können, ohne die Bedeutung zu ändern, können selbst geringfügige Änderungen in Vogelrufen ihre Botschaft erheblich verändern. Beispielsweise bewerten Weibchen bei einigen Arten die Qualität des Männchens anhand spezifischer Tonhöhen; schwerer zu produzierende Töne weisen oft auf einen besseren körperlichen Zustand hin. Die Veränderung dieser Töne könnte zu Fehlinterpretationen führen und die Partnerwahl beeinflussen, was die Inkonsistenz des ZLA-Prinzips in Vogelgesängen erklären könnte.
Das ZLA leitet sich vom Prinzip des geringsten Aufwands ab, einer biologischen Tendenz zur Effizienz. Während ZLA in der menschlichen Sprache gut belegt ist, sind die Beweise in der Tierwelt begrenzt. Die Studie fand zwar Hinweise auf das Muster bei bestimmten Arten und Populationen, andere zeigten jedoch keine Anzeichen. Dies deutet darauf hin, dass, wenn ZLA in Vogelgesängen existiert, es weitaus weniger konsistent ist als in der menschlichen Sprache. Zukünftige Forschung mit größeren Datensätzen und breiterer Stichprobenentnahme ist entscheidend, um festzustellen, ob dieses linguistische Gesetz tatsächlich für die Kommunikation von Vögeln gilt.