Die Schwedische Akademie hat den Literaturnobelpreis für das Jahr 2025 dem ungarischen Schriftsteller László Krasznahorkai zuerkannt. Die Auszeichnung würdigt sein „überzeugendes und prophetisches Werk, das inmitten des apokalyptischen Schreckens die Kraft der Kunst erneut bekräftigt“. Diese Entscheidung unterstreicht die wachsende Notwendigkeit, kollektive Herausforderungen der Gegenwart durch die Linse anspruchsvoller Literatur tiefgreifend zu reflektieren.
László Krasznahorkai, geboren am 5. Januar 1954 in der Stadt Gyula im Südosten Ungarns, entwickelte einen unverwechselbaren, sofort erkennbaren Stil. Seine Prosa, die häufig in einem Atemzug mit dem Erbe von Franz Kafka und Thomas Bernhard genannt wird, ist tief in der zentraleuropäischen Literaturtradition verwurzelt, die sich durch Absurdität und Groteske auszeichnet. Der Autor, der seine Kindheit auf dem Land verbrachte, konzentriert sich in seinen Erzählungen auf die Themen des Verfalls, der Erwartung einer Katastrophe und der verborgenen Mängel des Alltags. Krasznahorkais literarische Laufbahn begann 1977, und sein Debütroman *Satanstango* von 1985 etablierte sich umgehend als Eckpfeiler der osteuropäischen Prosa. Das Werk präsentiert sich als dystopische Parabel über eine groteske Existenz in einer Welt ohne sinnvolle Perspektiven.
Die Kritikerin Susan Sontag erkannte das Ausmaß seines Talents früh und bezeichnete Krasznahorkai als den „Meister der Apokalypse“. Seine Erzählungen sind oft in einer unbestimmten historischen Zeit angesiedelt, wobei sich die typische Provinzlandschaft allmählich in eine Phantasmagorie verwandelt. Diese Darstellung findet großen Anklang bei modernen Lesern, die versuchen, die globalen Erschütterungen unserer Zeit neu zu interpretieren. In seinen jüngeren Arbeiten, wie dem Roman *Herscht 07769* aus dem Jahr 2024, untersuchte der Schriftsteller die komplexe Wechselbeziehung zwischen Schönheit und Gewalt, wobei er die Handlung nach Deutschland verlagerte.
Eine besonders prägende Rolle in seinem Schaffen spielt die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Béla Tarr. Die gemeinsame Verfilmung von *Satanstango* im Jahr 1994 brachte ihm internationale Anerkennung ein. Die kreative Partnerschaft setzte sich mit der Adaption von *Die Melancholie des Widerstands* (1989) fort. Diese filmischen Umsetzungen trugen dazu bei, seine komplexen, rhythmisch präzisen Texte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Der Autor selbst begründet seine Schreibweise mit der Notwendigkeit, die Welt im Text zu fassen: „Meine Sätze sind lang, weil die Welt nicht in kurze Sätze passt.“ Beobachter heben hervor, dass sich seine Kapitel mitunter zu einem einzigen, gigantischen Satz ausdehnten, was seine musikalische Phrasierung widerspiegelt.
Die Verleihung des Preises im Jahr 2025 rückt erneut den Reichtum der ungarischen Literaturtradition ins Rampenlicht, die bereits 2002 durch Imre Kertész mit dem Nobelpreis geehrt wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen Auszeichnungen wahrt das Nobelkomitee die Namen der Nominierten bis zur Bekanntgabe streng geheim. Die feierliche Preisverleihung ist für Dezember 2025 in Stockholm angesetzt. Dieses Ereignis dient als eindringliche Erinnerung daran, dass die Kunst eine innere Stärke bewahrt, die in der Lage ist, unsere Wahrnehmung zu transformieren und auf fundamentale Wahrheiten des Seins hinzuweisen, selbst in Momenten des scheinbaren Zerfalls.