Finanzielle Souveränität: Portugals neuer Lehrplan stärkt Lebensgestaltungskompetenz
Bearbeitet von: Olga Samsonova
Die portugiesische Bildungslandschaft vollzieht einen tiefgreifenden Wandel hin zu einer stärker praxisorientierten Wissensvermittlung. Ein zentrales Element dieser Neuausrichtung ist die Verankerung der Finanzkompetenz als obligatorischer Bestandteil des Unterrichtsfachs Staatsbürgerkunde und Entwicklung. Diese Maßnahme unterstreicht die Überzeugung, dass die Fähigkeit zur souveränen Gestaltung des eigenen wirtschaftlichen Lebens eine Schlüsselqualifikation für das Gedeihen in der modernen Welt darstellt.
Am 31. Oktober 2025 bekräftigte Bildungsminister Fernando Alexandre diese Verpflichtung während eines Besuchs in der Escola Secundária José Gomes Ferreira in Lissabon. Als Zeichen der tiefen staatlichen Verankerung dieses Anliegens übernahm der Alumnus der Schule, Staats- und Finanzminister Joaquim Miranda Sarmento, die Gestaltung einer zweistündigen Lektion zum Thema Sparen für rund 150 Schülerinnen und Schüler der elften Klasse. Diese Aktion ist Teil des landesweiten Programms „Erziehen zur Bürgerschaft: Sparen, ein Engagement für die Zukunft“, welches Regierungsmitglieder und Wissenschaftler zusammenführt.
Die Initiative reagiert auf erkannte Wissenslücken, die sich in den PISA 2022 Ergebnissen manifestierten. Die PISA-Studie zeigte zwar, dass Portugal mit 85 Prozent der Schüler, die zumindest grundlegende Finanzfähigkeiten besitzen, den 6. Platz im internationalen Vergleich belegte, was das Verständnis einfacher Budgetierungskonzepte betrifft. Jedoch sank das Land im globalen Indikator für Finanzkompetenz mit 494 Punkten auf den 9. Platz, unter dem OECD-Durchschnitt von 498 Punkten. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, über rudimentäre Kenntnisse hinauszugehen und tiefere Kompetenzen für die Lebensführung zu etablieren.
Auch andere hochrangige Vertreter engagierten sich zeitgleich: Der Gouverneur der Bank von Portugal, Álvaro Santos Pereira, unterrichtete Elft- und Zwölftklässler in Finanzthemen an der Escola Secundária Avelar Brotero in Coimbra. Die Europäische Kommission unterstützte die Bank von Portugal bereits bei der Konzeption einer Strategie zur digitalen Finanzbildung, um diese Lücken gezielt zu schließen. Die breitere Zielsetzung geht über Testergebnisse hinaus: Jungen Menschen sollen die Werkzeuge an die Hand gegeben werden, um informierte Entscheidungen zu treffen und sich auf künftige wirtschaftliche Dynamiken vorzubereiten.
Projekte wie „Todos Contam“ werden vom Bildungsministerium aktiv gefördert, um die Verbreitung der Finanzbildung zu maximieren. Die Fähigkeit, einen soliden Finanzplan zu entwickeln, der Aspekte wie Besteuerung und Nachlassplanung berücksichtigt, wird somit integraler Bestandteil der schulischen Ausbildung. Dies soll junge Menschen befähigen, sich als aktive Gestalter ihrer materiellen Existenz zu begreifen, anstatt sich von äußeren Umständen leiten zu lassen.
Quellen
Notícias ao Minuto
Direção-Geral da Educação
Sol Sem Fronteiras
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