Die weltweiten Kapitalströme, die in die Sektoren der sauberen Energie, der Energiespeichersysteme und der Elektromobilität flossen, haben in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 ein beispielloses Niveau erreicht. Mit 56 Milliarden US-Dollar wurde der bisherige Höchstwert von 51 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2024 deutlich übertroffen. Dieser signifikante Anstieg belegt das anhaltend starke Vertrauen der Investoren in die langfristigen Aussichten dieser Bereiche, selbst angesichts der allgemeinen politischen Unsicherheiten. Die aktive Zufuhr von privatem und staatlichem Kapital gestaltet die neue Landschaft der globalen Energiesicherheit maßgeblich mit und signalisiert einen tiefgreifenden Wandel in der Allokation von Vermögenswerten.
Mehrere Schlüsseltransaktionen waren die Triebfedern dieses beeindruckenden Wachstums im Laufe des Jahres. Im Mai brachte beispielsweise der Börsengang (IPO) des Unternehmens Contemporary Amperex Technology (CATL) in Hongkong rund 5 Milliarden US-Dollar ein, was die starke Nachfrage nach Batterietechnologie widerspiegelt. Nur kurz zuvor, im März, hatte BYD durch den Verkauf von Aktien 5,2 Milliarden US-Dollar akkumuliert. Ein weiterer bedeutender Schritt war der Aktienverkauf des spanischen Energiekonzerns Iberdrola im Juli, der 5,9 Milliarden Euro einbrachte, was zum damaligen Wechselkurs 5,9 Milliarden US-Dollar entsprach. Besonders hervorzuheben ist die strategische Verschiebung durch institutionelle Akteure: Brookfield Asset Management sammelte Anfang Oktober 2025 die Rekordsumme von 20 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung der Energiewende ein – ein neuer Höchstwert für private Fonds in diesem Segment. Diese massiven Kapitalzusagen unterstreichen, dass die größten Vermögensverwalter die Dekarbonisierung als eine der lukrativsten langfristigen Anlagemöglichkeiten betrachten. Auch JPMorgan Chase & Co. kündigte Pläne an, im Rahmen einer umfassenderen Initiative bis zu 10 Milliarden US-Dollar in direkte Eigenkapital- und Risikokapitalfonds zu investieren, um die Entwicklung neuer grüner Technologien voranzutreiben.
Eine bemerkenswerte Synergie entwickelt sich zwischen neuen Technologien und traditionellen Energiequellen. Analysten beobachten, dass etwa ein Fünftel der gesamten Risikokapitalfinanzierung (Venture Funding) im Bereich der Klimatechnologien in den Nuklearsektor gelenkt wird. Dies ist teilweise auf den Hype um künstliche Intelligenz (KI) zurückzuführen, der immense und stabile Energieversorgung erfordert. Ein prominentes Beispiel ist das Startup Commonwealth Fusion, das 863 Millionen US-Dollar einsammeln konnte, unter anderem von der Venture-Sparte von Nvidia. Experten sehen diesen plötzlichen Aufschwung des Interesses an der Atomenergie in direktem Zusammenhang mit dem KI-Enthusiasmus, da die notwendigen Rechenzentren kolossale und vor allem kontinuierliche Energiemengen benötigen, die nur schwer durch volatile erneuerbare Quellen allein gedeckt werden können.
Trotz der Rekordinvestitionen im Gesamtmarkt zeigen sich Nuancen in bestimmten Segmenten, insbesondere im Bereich der Risikokapitalfinanzierung. Laut Daten von BNEF wird das prognostizierte Volumen der Risikokapitalinvestitionen in Klimatechnologien bis Ende 2025 voraussichtlich nur etwa 25 Milliarden US-Dollar erreichen. Dies steht im Kontrast zum Vorjahreswert, der bei 31,7 Milliarden US-Dollar lag. Diese Diskrepanz könnte darauf hindeuten, dass Investoren bei risikoreicheren Projekten in der Frühphase vorsichtiger agieren und eine höhere Selektivität an den Tag legen, während reifere, groß angelegte Projekte, die bereits eine bewährte Erfolgsbilanz vorweisen, weiterhin erhebliche Mittel anziehen. Angesichts dieser finanziellen Manöver stellen sich zudem Fragen hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen politischer Faktoren, wie etwa möglicher Angriffe auf erneuerbare Energieprojekte, auf das Anlegervertrauen im Jahr 2026. Dennoch betonen Vertreter der Finanzbranche, wie Chuka Umunna von JPMorgan, die fundamentale Notwendigkeit von Investitionen in Wind- und Solarenergie, da diese essenziell sind, um die wachsenden technologischen Industrien in den USA, die einen immer größeren Energiebedarf haben, zuverlässig zu versorgen.