Die Vereinigten Staaten haben bei den UN-Verhandlungen in Genf eine Haltung eingenommen, die globale Limits für die Produktion von Kunststoffen und chemischen Zusatzstoffen ablehnt. Am 6. August 2025 forderte die US-Delegation die teilnehmenden Länder auf, ein solches Abkommen zu boykottieren. Diese Position steht im Gegensatz zu über 100 Nationen, die sich für strengere Regulierungen einsetzen. Die Strategie der US-Regierung konzentriert sich auf nachgelagerte Lösungen wie die Verbesserung von Recyclingprozessen und Produktdesign, anstatt auf vorgelagerte Maßnahmen wie Produktionsdeckel. Dieser Ansatz deckt sich mit den Interessen großer Petrochemiekonzerne, die ebenfalls gegen Produktionsbeschränkungen lobbyieren. Berichten zufolge sind die Lobbyisten der Industrie bei den Verhandlungen stark vertreten und übertreffen teilweise die Delegationen von Wissenschaftlern und indigenen Völkern. Bei der INC-5.2-Sitzung waren mindestens 234 Lobbyisten aus der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie registriert, was die Besorgnis über einen übermäßigen Einfluss verstärkt.
Umweltaktivisten und eine Koalition von über 100 Ländern äußern Bedenken, dass die Haltung der USA die Wirksamkeit des Abkommens bei der Bekämpfung der Ursachen von Plastikverschmutzung untergraben könnte. Sie argumentieren, dass die alleinige Konzentration auf Recycling und Produktdesign, ohne die Produktion zu begrenzen, nicht ausreicht, um die eskalierende Krise zu bewältigen. Die Europäische Union und Inselstaaten setzen sich weiterhin für umfassende Maßnahmen ein, die Produktionsdeckel einschließen. Daten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) von 2021 schätzen die jährliche Plastikproduktion auf 400 Millionen Tonnen, von denen nur ein kleiner Teil recycelt wird, was das Ausmaß der Herausforderung verdeutlicht. Die Debatte über Produktionslimits ist ein zentraler Streitpunkt. Während viele Länder, darunter die des Globalen Südens, für die Begrenzung der Produktion von Primärkunststoffen plädieren, bevorzugen ölproduzierende Länder und die Petrochemieindustrie freiwillige Maßnahmen und eine Fokussierung auf Abfallmanagement. Ein aktueller Bericht zeigt, dass nur sieben Länder im Jahr 2024 für etwa 66 % der weltweiten Kunststoffproduktion verantwortlich waren, was die konzentrierte Natur des Problems unterstreicht. Die USA, als zweitgrößter Kunststoffproduzent der Welt, spielen in diesen Diskussionen eine entscheidende Rolle. Die Lancet Plastics Countdown-Überprüfung hebt hervor, dass Kunststoffe eine "ernste, wachsende und unterschätzte Gefahr" für die menschliche Gesundheit darstellen, die Krankheiten und vorzeitigen Tod verursacht, mit geschätzten wirtschaftlichen Kosten in Billionenhöhe. Die Verhandlungen in Genf stellen einen entscheidenden Moment für die Bewältigung des allgegenwärtigen Problems der Plastikverschmutzung dar. Das Ergebnis wird die globale Umweltpolitik und industrielle Praktiken für die kommenden Jahre maßgeblich beeinflussen. Die unterschiedlichen Ansätze – ob die Priorisierung von Produktionslimits oder nachgelagerten Lösungen – werden das Potenzial des Abkommens zur Förderung einer nachhaltigen Zukunft bestimmen.