Die christliche Bevölkerung im Westjordanland, insbesondere in Bethlehem, steht vor erheblichen Schwierigkeiten, die durch den anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der Hamas seit Oktober 2023 verschärft werden. Diese Auseinandersetzungen beeinträchtigen das tägliche Leben, führen zu wirtschaftlichen Engpässen und verstärken soziale Spannungen, was zu einer schwindenden christlichen Präsenz in der Region beiträgt.
Bethlehem, einst ein bedeutendes Zentrum für christliche Pilger, hat seit Beginn des Konflikts einen drastischen Rückgang des Tourismus erlebt. Im Jahr 2024 sank die Zahl der Besucher auf unter 100.000, verglichen mit rund 2 Millionen im Jahr 2019 vor der COVID-19-Pandemie. Diese Entwicklung führte zu leeren Straßen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten für lokale Unternehmen. Die Tourismusbranche, auf die Bethlehems Wirtschaft zu mehr als 60 Prozent basiert, ist komplett eingebrochen, mit katastrophalen Folgen für die Christen, die zu 90 Prozent in diesem Sektor beschäftigt sind oder davon abhängen.
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Belastungen haben sich soziale Spannungen und Sicherheitsbedenken verschärft. Im Juli 2025 erhoben christliche Würdenträger Vorwürfe gegen israelische Siedler wegen Angriffen auf heilige christliche Stätten im Westjordanland, darunter ein Brandanschlag in der Nähe einer Kirche aus dem 5. Jahrhundert. Der damalige US-Botschafter in Israel verurteilte diese Tat als „Terrorakt“. Religiöse Feierlichkeiten wurden ebenfalls beeinträchtigt. Im Dezember 2024 fand in Bethlehem eine gedämpfte Weihnachtsfeier statt, überschattet vom Konflikt im Gazastreifen. Die öffentlichen Osterfeierlichkeiten im April 2025 wurden aufgrund von Vorwürfen der Doppelmoral abgesagt.
Die Kombination aus wirtschaftlichen Härten, Sicherheitsbedenken und dem Rückgang traditioneller Praktiken hat zu einer Zunahme der Auswanderung geführt. Allein im letzten Jahr verließen fast 500 Familien Bethlehem auf der Suche nach stabileren Lebensbedingungen. Die christliche Minderheit im Westjordanland, die im Jahr 2017 nur 1,7 Prozent der Bevölkerung ausmachte, sieht sich mit zunehmenden Schwierigkeiten konfrontiert, darunter Landenteignungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit durch zahlreiche Kontrollpunkte. Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, die Lage zu beobachten und die christliche Gemeinschaft in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.
Die Zukunft der christlichen Präsenz in Bethlehem und im gesamten Westjordanland bleibt ungewiss. Trotz der erheblichen Herausforderungen, denen sich die Gemeinschaft gegenübersieht, gibt es fortlaufende Bemühungen zur Unterstützung und Erhaltung der christlichen Präsenz in der Region. Die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft zeugt von ihrem tiefen Glauben und ihrer Verbundenheit mit ihrem Erbe.