Die globale Petrochemieindustrie durchlebt eine Phase tiefgreifender Umstrukturierung, ausgelöst durch erhebliche Überkapazitäten und externe Faktoren wie US-Importzölle und hohe Energiekosten in Europa.
In Südkorea plant die Regierung eine Reduzierung der Naphtha-Cracker-Kapazitäten um 2,7 bis 3,7 Millionen Tonnen pro Jahr, was etwa einem Viertel der nationalen Gesamtkapazität entspricht. Branchenexperten sehen insbesondere kleinere, unabhängige Naphtha-Cracker wie Yeochun NCC Co. (YNCC) als gefährdet an, da das Unternehmen mit einer hohen Schuldenquote von 331,4 % (Stand Ende März 2024) und anhaltenden Nettoverlusten konfrontiert ist. YNCC meldete für 2024 einen Nettoverlust von 236 Milliarden Won.
Europa kämpft weiterhin mit den Folgen der Energiekrise von 2022. Dow Inc. wird bis Ende 2027 drei Upstream-Anlagen in Deutschland (Böhlen und Schkopau) sowie eine Anlage im Vereinigten Königreich (Barry) schließen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Abhängigkeit von margenschwachen Handelsprodukten zu verringern und die Profitabilität zu steigern. Dow erwartet durch diese Schließungen ab 2026 eine Steigerung des operativen EBITDA, die bis Ende 2027 50 % des angestrebten Ziels von 200 Millionen US-Dollar erreichen soll.
Auch BASF leitet umfassende Sparprogramme ein, die Werksschließungen und Stellenabbau beinhalten, insbesondere am Hauptsitz in Ludwigshafen. Bis Ende 2026 strebt BASF jährliche Kosteneinsparungen von 2,1 Milliarden Euro an, wovon rund 100 Millionen Euro auf Ludwigshafen entfallen sollen. Weltweit sind rund 3.300 Stellen betroffen, davon 700 in der Produktion in Ludwigshafen.
China überdenkt ebenfalls seinen Petrochemiesektor, um alternde und unrentable Anlagen zu schließen und den ruinösen Wettbewerb einzudämmen. Die von den USA verhängten Zölle auf südkoreanische Petrochemieimporte, die ursprünglich bei 25 % lagen und auf 15 % reduziert wurden, haben die Marktinstabilität weiter erhöht.
Trotz der aktuellen Herausforderungen sehen Branchenexperten in der Konsolidierung auch eine Chance für eine langfristige Marktstabilisierung. Eine Erholung der Branche wird für die Jahre 2027 bis 2028 erwartet, wenn sich die globalen Angebots- und Nachfragedynamiken neu ausbalancieren.