Das Dresdner Unternehmen SpiNNcloud hat mit seiner neuartigen neuromorphen Chiparchitektur einen bedeutenden Fortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) erzielt. Die Technologie, die sich an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientiert, ermöglicht eine hocheffiziente Verarbeitung komplexer Aufgaben und eröffnet neue Horizonte für KI-Anwendungen.
Der SpiNNaker2-Supercomputer, der bereits im Einsatz ist, kann 150 bis 180 Millionen Neuronen simulieren. Dies unterstreicht das Potenzial neuromorpher Systeme für anspruchsvolle Rechenaufgaben mit einem Bruchteil der Energie, die herkömmliche Architekturen benötigen. Die Energieeffizienz wird als bis zu 18-mal höher im Vergleich zu aktuellen GPU-basierten Systemen beschrieben. Ein entscheidender Schritt in der Anwendung dieser Technologie ist der kürzlich geschlossene Vertrag mit der Universität Leipzig. SpiNNcloud wird dort den weltweit größten neuromorphen Supercomputer für die Medikamentenforschung installieren. Dieses System, das 4.320 SpiNNaker2-Chips umfasst, kann mindestens 10,5 Milliarden Neuronen simulieren. Diese Kapazität wird die Entwicklung personalisierter Medizin beschleunigen, indem sie die Simulation von Proteinfaltung und das Screening von Molekülen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ermöglicht. Es wird erwartet, dass das System 20 Milliarden Moleküle in weniger als einer Stunde analysieren kann, was eine Verbesserung um zwei Größenordnungen gegenüber herkömmlichen 1000-CPU-Kern-Systemen darstellt.
Die SpiNNcloud-Plattform basiert auf der SpiNNaker2-Architektur, die von Steve Furber, einem Pionier der ARM-Architektur, mitentwickelt wurde. Sie nutzt eine große Anzahl von energieeffizienten Prozessoren, um KI- und andere Arbeitslasten zu verarbeiten. Die hybride Natur der SpiNNaker2-Chips ermöglicht die Integration von praktischen Machine-Learning-Algorithmen mit energieeffizienten, ereignisbasierten Operationen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Anwendungen in Bereichen wie Robotik, autonome Systeme und Hochleistungsrechnen (HPC). Die Entwicklung von SpiNNcloud ist ein Beleg für das wachsende Interesse an Alternativen zu GPU-lastigen Berechnungen, insbesondere im Bereich der personalisierten Medizin. Die Fähigkeit, komplexe biologische Systeme zu simulieren und Medikamenteninteraktionen vorherzusagen, macht neuromorphische Systeme zu einem wertvollen Werkzeug für die pharmazeutische Industrie. Diese Fortschritte positionieren SpiNNcloud an der Spitze der neuromorphen Forschung und Entwicklung und signalisieren eine neue Ära der KI-gestützten wissenschaftlichen Entdeckungen.