Multifraktale Analyse enthüllt chaotische, aber strukturierte geologische Zeit

Bearbeitet von: gaya ❤️ one

Die geologische Zeitachse, die wir aus Schulbüchern als geordnete Abfolge von Epochen, Perioden und Ären kennen, offenbart bei genauerer Betrachtung eine weitaus komplexere und chaotischere Geschichte. Eine bahnbrechende internationale Studie, veröffentlicht in Earth and Planetary Science Letters, enthüllt, dass die Grenzen zwischen diesen geologischen Zeiteinheiten nicht zufällig verteilt sind, sondern einem verborgenen, hierarchischen Muster folgen. Diese Erkenntnis, die von Forschern wie Professor Shaun Lovejoy von der McGill University und Professor Andrej Spiridonov von der Universität Vilnius vorangetrieben wird, könnte unser Verständnis der Erdgeschichte revolutionieren und die Vorhersage zukünftiger planetarischer Veränderungen verbessern.

Die Untersuchung konzentrierte sich auf das Phanerozoikum, die letzten rund 540 Millionen Jahre der Erdgeschichte, eine Zeitspanne, die von bedeutenden geologischen und biologischen Umwälzungen geprägt ist. Durch die Analyse der zeitlichen Dichte von Schlüsselereignissen, wie Massenaussterben und evolutionären Sprüngen, stellten die Wissenschaftler fest, dass diese Ereignisse nicht gleichmäßig über die Zeit verteilt sind. Stattdessen zeigen sie ein multifraktales Muster – eine Struktur, bei der sich Muster auf verschiedenen Skalen wiederholen. Dies deutet darauf hin, dass Phasen relativer Stabilität von plötzlichen, weitreichenden Ereignissen unterbrochen werden, die wiederum in einer hierarchischen Anordnung auftreten. Professor Spiridonov hebt hervor, dass diese scheinbar unregelmäßigen Schwankungen, die früher als 'Rauschen' abgetan wurden, tatsächlich der Schlüssel zum Verständnis der planetaren Dynamik sind.

Die Forscher haben ein neues mathematisches Modell, den 'Compound Multifractal-Poisson Process', entwickelt, um diese komplexen Muster zu beschreiben. Dieses Modell stellt Erdveränderungen als verschachtelte Hierarchien von Clustern dar, was auf eine tiefere, geordnete Struktur hinter dem scheinbar chaotischen Geschehen hindeutet. Eine der bemerkenswertesten Schlussfolgerungen der Studie ist die Bestimmung der 'äußeren Zeitskala' der Erde. Dies ist die Mindestdauer, die erforderlich ist, um die gesamte Bandbreite der planetaren Variabilität zu erfassen. Die Forscher schätzen diese Skala auf mindestens 500 Millionen Jahre, möglicherweise sogar bis zu einer Milliarde Jahre. Dies impliziert, dass kürzere Studien oder Aufzeichnungen die extremen Schwankungen des Erdsystems, von langen Perioden der Ruhe bis hin zu plötzlichen globalen Umwälzungen, möglicherweise nicht vollständig erfassen können.

Angesichts der Tatsache, dass die menschliche Geschichte nur einen winzigen Bruchteil dieser gesamten Zeitskala ausmacht, wird die Bedeutung von Langzeitstudien für ein umfassendes Verständnis der Erdgeschichte deutlich. Die Erkenntnisse dieser Studie haben weitreichende Implikationen. Sie helfen nicht nur, die Vergangenheit unseres Planeten besser zu verstehen, sondern bieten auch verbesserte Werkzeuge zur Vorhersage zukünftiger geologischer Phänomene. Indem wir die multifraktale Natur der geologischen Ereignisse anerkennen, können Wissenschaftler genauere Modelle entwickeln, um die komplexen Rhythmen der Erde zu entschlüsseln und uns besser auf kommende Veränderungen vorzubereiten. Die Arbeit von Professor Fabrice Lambert von der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile unterstreicht die internationale Zusammenarbeit, die für solche tiefgreifenden Entdeckungen unerlässlich ist.

Quellen

  • NDTV

  • Earth and Planetary Science Letters, 2025. "From eons to epochs: multifractal geological time and the compound multifractal-Poisson process."

  • Wikipedia, "Multifractal system."

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